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© Illustration: Taniguchi/Carlsen

Manga: Taniguchi auf der Rutschbahn

Gratwanderung zwischen Schmalz und Gefühl: Das neue Buch des Manga-Meisters ist enttäuschend.

Jiro Taniguchi gilt als Genie der Mangas, als der Künstler, der die japanischen Comics von der Umklammerung der Infantilität befreit hat und von dem es fast ausschließlich großartige Bücher gibt. Nur leider: Dieser gehört nicht dazu. Der Band versammelt Kurzgeschichten, die Ryuichiro Utsumi für den Zeichner Taniguchi geschrieben hat und die meisten davon sind leider sehr kitschig.

Sicher, die Zeichnungen verströmen jenen poetischen Realismus, der Taniguchis Seiten auszeichnet und das Erzähltempo ist kontemplativ wie immer. Aber will wirklich jemand Geschichten lesen, die so langweilig sind, dass man sie mit Schimpfworten wie „einfühlsam“ und „sensibel“ bezeichnen möchte?

Wie schon der Kurzgeschichtenband „Träume vom Glück“ beweist auch dieser Band, dass der Grat zwischen Schmalz und Gefühl sehr schmal ist. Und Meister Taniguchi gerät auf ihm manchmal ins Rutschen.

Nun zeichnen sich Mangas ja meistens durch eher krachlederne Charaktere und rustikale Geschichten aus; da ist auch dieser Band ein echtes Kontrastprogramm. Aber selbst zum Einstimmen auf das Werk von Taniguchi gibt es bessere Bände, „Die Sicht der Dinge“ etwa oder „Vertraute Fremde“. Und dann kann man sich auf das großartige Mammutwerk „Der Gipfel der Götter“ mit seinen mehr als 1.500 Seiten stürzen.

Von der Natur des Menschen. Texte: Ryuichiro Utsumi; Zeichnungen: Jiro Taniguchi. Carlsen, Hamburg 2009. 224 Seiten, 14,90 Euro. Mehr unter diesem Link.

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