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Manga-Fan. Martin Delius (31) ist Fraktionsvorsitzender der Piratenpartei im Berliner Abgeordnetenhaus und Vorsitzender des Untersuchungsausschusses zum BER. Seine Lieblingsserie ist "Naruto".

© Britta Pedersen (dpa), Carlsen

Martin Delius über die Mega Manga Convention Berlin: "In meiner Jugend habe ich viel gezeichnet"

Auf der Mega Manga Convention Berlin wird an diesem Wochenende wieder japanische Popkultur gefeiert. Der Berliner Politiker Martin Delius ist Manga-Fan. Hier erklärt er, wieso.

Tagesspiegel: Konnichiwa, Herr Delius!
Martin Delius: Hallo!

Ich wollte Sie eigentlich mit einem zum Thema passenden „Guten Tag“ begrüßen, aber Sie sprechen offenbar kein Japanisch.
Nee, nee.

Sie sind ein großer Manga-Fan – viele andere Leser japanischer Comics versuchen, sich die Sprache anzueignen – Sie offenbar nicht.
Nein. Das ist auch eine sehr vereinfachte Vorstellung, dass man diese komplizierte Sprache einfach so lernen kann. Ich lerne allerdings gerade Hebräisch, weil ich viele jüdische Freunde habe und die Kultur interessant finde – und da gibt es auch gute Comics.

Sie sind in einem Alter, in dem viele andere Menschen Manga höchstens von ihren Kindern kennen. Werden Sie von Kollegen im Abgeordnetenhaus manchmal schief angeschaut, wenn Sie in einer Pause Manga lesen?
Nein, das war bisher auch selten ein Thema, weil ich damit nicht hausieren gehe. Es gibt aber schon mal neugierige Nachfragen, wenn ich auf einer Dienstreise Manga lese oder Anime, also japanische Trickfilme, online anschaue. Und so fremd ist das vielen Menschen ja auch nicht. Viele kennen zumindest Reihen wie „Akira“, die auch verfilmt wurden – das ist ja inzwischen auch Teil der westlichen Popkultur. Und es stimmt schon, dass viele Mangaserien als Kinderlektüre angesehen werden – aber etliche davon kann man genauso gut als Erwachsener lesen.

Wann begann Ihre Manga-Leidenschaft?
Ich habe als Kind mit Anime-Serien angefangen, das muss so mit elf Jahren gewesen sein. Dann habe ich auch die ersten Comics gelesen, soweit ich mir die in der ostdeutschen Provinz besorgen konnte, also im Spreewald, wo ich aufgewachsen bin. In der Gegend war es nicht so weit her mit Comics und Mangas. Meine erste Serie war „Dragonball“, danach folgten diverse andere Serien, die etwas ernsthafter waren.

Was ist heute Ihre liebste Serie? 
 „Naruto“. Das ist eine epische Geschichte vom Aufstieg eines jungen Ninja, die ich als Jugendlicher begonnen habe und bis zu ihrem Abschluss im vergangenen Jahr nach 700 Kapiteln mit Begeisterung gelesen habe. Die Hauptfigur ist ein kleiner Junge, anfangs ein Außenseiter, der sich an die Spitze seiner Peer Group kämpft – das hat mich als Jugendlicher sehr angesprochen. Dazu habe ich dann auch die Animeserie verfolgt. Das ist eine Geschichte, die für jüngere Leser genauso ansprechend ist wie für ältere.

Dabei müssten Sie als Piraten-Politiker doch eigentlich Fan der Serie „One Piece“ sein, die wie „Naruto“ ein enorm erfolgreicher Bestseller ist ...
Ach, sie meinen, weil es da um Piraten geht? Na ja, da geht es auch noch um vieles mehr: Das ist die sehr spannende Geschichte eines verschmitzten Jungen, der sich seinen Weg durch die Welt bahnt – ein Abenteuer, bei dem viele moralische Fragen behandelt werden, aber irgendwie auch ein Märchen, wie viele Mangas.

Vielen Menschen, die es nicht gewohnt sind, fällt der Zugang zur Welt der Manga und Anime schwer ...
Ja, man muss für den Stil schon etwas übrig haben. Der wirkt auf manche übertrieben, skizzenhaft oder kitschig. Aber wer sich drauf einlässt, der kann viele wunderbare, oft sehr komplexe Geschichten entdecken, die Leser fast jeden Alters auf unterschiedlichen Ebenen ansprechen – auch mich als jungen Vater.

Für viele Manga-Fans gehört das Cosplay mit zum Hobby, das Verkleiden mit Kostümen der Lieblingsfiguren. Haben Sie auch ein Naruto-Kostüm im Schrank?
Nein! So weit ging es bei mir nie. Ich habe mal zu Halloween ein Kostüm aus dem Horrorfilm „Scream“ getragen, aber mehr nicht. Aber es stimmt, das Cosplay gehört für viele dazu, das ist ja eine eigene Subkultur wie die der Star-Wars- oder der Star-Trek-Fans. Diese Live-Action-Rollenspiele sind für viele Leute eine schöne Gelegenheit, die gezeichnete Vorstellungswelt der Autoren durchzuspielen. Ich lese die Geschichten aber lieber.

Das heißt, so eine Manga-Convention wie jetzt an diesem Wochenende wäre eher nichts für Sie?
Doch, wenn ich Zeit hätte, wäre das schon etwas für mich. Allerdings findet mein Manga-Zugang hauptsächlich im Internet statt, wo ich die Serien lese.

Welche Manga-Serien würden Sie Einsteigern empfehlen?
Neben „Naruto“ auf jeden Fall die Krimiserie „Death Note“. Die ist voller kriminologischer Finesse, wie die Geschichten um Sherlock Holmes. Das ist der ideale Einstieg für Krimi-Leser und „Tatort“-Fans. Und dann mag ich sehr die Serie „Kenshin“. Das ist eine wahnsinnig gut gezeichnete Erzählung von einem desertierten Samurai und dessen moralischem Zwiespalt. Da erfährt man, wie in vielen Mangas, nebenbei auch eine Menge über japanische Geschichte und Kultur, was ich als Westeuropäer sehr faszinierend finde.

Viele Manga-Fans zeichnen ja auch selbst. Sie auch?
Ja, in meiner Jugend habe ich viel gezeichnet, vor allem Gesichter. Ich bin aber kein besonders guter Zeichner, das hat sich auf Dauer nicht wirklich gelohnt.

MEHR INFORMATIONEN ZUR MEGA MANGA CONVENTION:

Alle zwei Jahre veranstaltet der Verein MMC Berlin e.V. die „Mega Manga Convention“. Die Veranstaltung, zu der 10 000 Besucher erwartet werden, dreht sich um japanische Popkultur wie Manga (Comics), Anime (Trickfilme) und Cosplay (Verkleidungen und Rollenspiele). Das Festival findet statt im Fontane-Haus, Wilhelmsruher Damm 142c, Märkisches Viertel. Zeiten: Freitag 15–23 Uhr, Samstag 10–23 Uhr, Sonntag 10–18 Uhr (Restkarten für Freitag (17 €) erhältlich, Sa/So ausverkauft. Gaststars unter anderem Hiroji Mishima (Manga-Serie „Highschool DxD“) sowie die deutschen Mangazeichner Martina Peters, Natalie Wormsbecher, Marco Albeiro und das Duo Chasm (Marika Herzog und Michel Decomain). Mehr Informationen auf der Website der Veranstalter.

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