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Underground-Comic: Das Cover der deutschen Ausgabe von "Metro"..

© Edition Moderne

Menschenrechte: Comic-Autor in Ägypten verhaftet

Bei Krawallen in Kairo ist auch ein populärer Comic-Autor verhaftet worden. Magdy el Shafee hat schon unter Mubarak mit politischen Zeichnungen für Furore gesorgt. Sein Werk „Metro“ wurde zur Kampfschrift der Jugendbewegung.

Das Goethe-Institut hat mit großer Besorgnis auf die Verhaftung des ägyptischen Comic-Künstlers Magdy el Shafee reagiert. Der Autor des unter Präsident Husni Mubarak verbotenen kritischen Comic-Romans „Metro“ sei während der Ausschreitungen in der Kairoer Innenstadt am vergangenen Freitag inhaftiert worden. Ihm werde unter anderem versuchter Mord an drei Polizisten vorgeworfen, teilte das Goethe-Institut am Sonntagabend mit. Der Künstler sei „seit vielen Jahren ein geschätzter Partner des Goethe-Instituts Kairo“.

Während einer Demonstration der regierenden Muslimbrüder und anderer islamistischer Gruppen war es zu Straßenschlachten mit Anhängern sogenannter Revolutionsgruppen gekommen, bei denen mehr als 100 Menschen verletzt wurden. Nach ägyptischen Medienberichten wurde aber inzwischen die Freilassung des Autors auf Kaution angeordnet.

Der 1961 in Libyen geborene Künstler lebt mit Frau und Tochter in Kairo und gilt in Ägypten als Vorreiter des politischen Comics. 2008 - als Langzeitpräsident Husni Mubarak noch an der Macht war - veröffentlichte er „Metro“, ein Buch über den „Untergrund“ in Kairo, über Korruption, Willkür und Frustration in dem bevölkerungsreichsten arabischen Land. Der Comic handelt von einem jungen Ingenieur, der in der ägyptischen Hauptstadt auf skrupellose Geschäftsmacher hereinfällt und auf der Flucht vor den Gläubigern, der Polizei und einem hoffnungslosen Leben ist.

Die Graphic Novel, die es auch in deutscher Übersetzung gibt (hier geht es zur Tagesspiegel-Rezension des Buches), spiegelte die Stimmung vieler junger Menschen in der Zeit vor dem Arabischen Frühling wider und wurde schnell zu einem Bestseller. Kurz nach Erscheinen verboten die Mubarak-Behörden das Buch, die Exemplare aus den Buchhandlungen wurden beschlagnahmt. Doch gerade die Kriminalisierung machte das Werk populär - der Comic wurde als Kampfschrift heimlich weitergereicht, von Leser zu Leser.

Inzwischen ist Mubarak seit mehr als zwei Jahren gestürzt und Ägypten hat neue - islamistische - Machthaber. Doch die Strafverfolgung von Künstlern, Journalisten, Bloggern und anderen Aktivisten hat nicht nachgelassen. Menschenrechtler beklagen, dass Präsident Mohammed Mursi im Bezug auf Freiheitsrechte genauso autoritär regiere wie schon sein Vorgänger. (dpa)

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