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© Illustration: Fox/Promo

Moderner Klassiker: Die Goldfamilie

„Die Simpsons“ sind als Comicserie und als Zeichentrickfilm weltweit erfolgreich. Jetzt wird die TV-Serie 20 Jahre alt.

Die Simpsons sind eine unmögliche Familie: Der faule Vater Homer, der nichts lieber tut als sich vor dem Fernseher volllaufen zu lassen, nutzt die aufopfernde Liebe seiner Frau Marge gnadenlos aus. Sohn Bart (10) ist ein frecher, frühreifer Rotzlöffel, Tochter Lisa (8) eine Klugscheißerin und die kleine Maggie (1) hat nichts anderes im Kopf als ihren Schnuller.

Dennoch sind „Die Simpsons“ weltweit beliebt wie kaum eine andere Familie. Die nach ihnen benannte amerikanische TV-Comicserie ist mit ihrem hintergründigen Humor und ätzenden Spott die erfolgreichste und am längsten laufende Zeichentrickreihe der Welt. An diesem Donnerstag, dem 17. Dezember, feiern die Helden aus dem fiktiven Städtchen Springfield 20. Geburtstag - und sind noch so frech, aufmüpfig und anarchisch wie eh und je.

Als der Schöpfer der Simpsons, der arbeitslose Comiczeichner und Gelegenheitschauffeur Matt Groening, Mitte der 80er Jahre den Auftrag für eine Fernseharbeit bekam, sollte er eigentlich nur einen Pausenfüller für eine etablierte TV-Show schaffen.

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Unterhalten und untergraben. Cover des aktuellen Simpsons-Heftes.

© Illustration: Panini

Doch seine gelben Figuren mit den großen Glubsch-Augen, dem ausgeprägten Überbiss und nur vier Fingern an einer Hand waren bald so beliebt, dass der Fernsehsender Fox Network ein eigenes Format daraus machte.

Simpsons-Videospiele, Kaugummis - und Nudeln

Eine Zeichentrickserie für Erwachsene zur besten Sendezeit - das habe es bis zur Premiere der ersten Folge am 17. Dezember 1989 nicht gegeben, sagt Produzent Al Jean. Seither sind in den USA fast 450 Folgen gelaufen. In Deutschland startete die Reihe 1991 im ZDF, seit 1994 wird sie auf ProSieben ausgestrahlt und ist auch beim Digitalsender Sat.1 Comedy zu sehen.

Für Millionen Menschen in mehr als 90 Ländern prägt die chaotische TV-Familie das Bild Amerikas. Es gibt unzählige Fanclubs in aller Welt, ein eigenes Wissenslexikon im Internet, das in Anlehnung an Wikipedia „Simpsonspedia“ heißt, und eine schier unüberschaubare Flut von Artikeln aus dem Reich der Simpsons - von Comics über Videospiele bis zu T-Shirts, Kaugummis und sogar Nudeln.

Mehr als 2,5 Milliarden Dollar soll der Sender Fox inzwischen mit der Anarcho-Familie verdient haben - die 527 Millionen Dollar aus dem gleichnamigen Kinohit von 2007 noch gar nicht mitgerechnet. Wissenschaftler versuchen das Erfolgsgeheimnis der Serie zu ergründen, die auf unterschiedliche Weise Kinder wie Erwachsene anzieht.

„Ich habe Frau und Kinder! Nehmt die!“

„Unterhalten und untergraben, das ist mein Motto“, sagt der inzwischen 55-jährige Groening.

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Gelb regiert die Welt. Cover des aktuellen Simpsons-Classics-Sammelbandes.

© Illustration: Panini

Nach diesem Grundsatz nehmen die Macher alles aufs Korn, was der US-Mittelstandsgesellschaft lieb und heilig ist: Die Politiker in Homers Reich sind korrupte Gauner, die Lehrer faule Säcke und sein Chef im Atomkraftwerk ein böser Kapitalist. Autoritäten werden in Frage gestellt, doppelbödige Moral entlarvt. „Nehmt nicht mich!“, ruft Homer einmal, als Aliens ihn entführen wollen. „Ich habe Frau und Kinder! Nehmt die!“ Die Serie wurde mit Preisen überschüttet - sie kann allein 26 Annie Awards für Animationsfilme und 24 Emmy-Fernsehpreise vorweisen. Im Jahr 2000 erhielten die Simpsons einen Stern auf dem Hollywood- „Walk of Fame„. Und die Größen der US-Unterhaltungsindustrie stehen Schlange, um in der Kult-Reihe als Comicfigur aufzutreten.

Zu den prominenten Gästen gehören bisher etwa Bono und Mick Jagger, Bill Clinton und Stephen Hawking, Liz Taylor und Meryl Streep. Popstar Michael Jackson schrieb 1990 an Barts Single „Do The Bartman“ mit. Und sogar der sonst nie sichtbare US-Autor Thomas Pynchon erklärte sich zu einem animierten Auftritt bereit - er erschien incognito, mit Papiertüte über dem Kopf. In Deutschland leihen Norbert Gastell und Anke Engelke dem ungleichen Ehepaar ihre Stimmen.

"92 Prozent aller Demokraten sind schwul“

Längst ist es nicht mehr nur Matt Groening, sondern ein ganzes Team von Künstlern und Autoren, das die beliebte Mischung aus Klamauk, hanebüchenen Witzen und bitterbösem Humor anrührt. Selbst der eigene Sender bleibt vor Kritik nicht verschont. So nahmen die Macher 2003 die stockkonservative Haltung von Fox auf die Schippe, indem sie bei der Familie Simpson einen Nachrichtenticker laufen ließen mit Meldungen wie: „Studie: 92 Prozent aller Demokraten sind schwul“ und „Streitthema: Verursachen Demokraten Krebs?“ In den USA wird der Geburtstag der aufmüpfigen Gelbhäute am 10. Januar mit einer Sondersendung gefeiert, unmittelbar zuvor läuft die 450. Folge als Jubiläumsfilm mit den Stimmen von Anne Hathaway, Eartha Kitt und Jackie Mason. Das amerikanische „Playboy“-Magazin hatte die Serie schon im November gewürdigt, als die sonst so bodenständige Mutter Marge mit ihrer blauen Turmfrisur kess das Cover zierte.

Trotz aller Lobeshymnen zum Geburtstag machen sich die Produzenten jedoch keine Illusionen über die Gründe ihres Erfolgs. „Wir geben uns immer wieder eine Wahnsinnsmühe mit den Dialogen und diesen superfeinen Anspielungen auf Filme und Bücher“, sagte Groening einmal. „Aber dann kriegt den größten Lacher Homer, wenn er nach seinem Bierchen rülpst.“

Die Simpsons-Homepage bei Fox findet sich unter
diesem Link. Zur Homepage bei ProSieben geht es hier. Und die Deutsche Simpsonspedia-Seite steht unter diesem Link. Die Simpsons-Comics erscheinen auf Deutsch bei Panini.
dpa

Nada Weigelt

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