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Nach der Apokalypse: Eine Seite aus „Oblivion Song“.

© Promo

„Oblivion Song“ und „Seven to Eternity“: Mit dem Mut der Verzweiflung

Zwei Serien namhafter Comic-Autoren führen in fantastische Welten – und enttäuschen.

Die meisten Comics locken Leser mit ihrem Artwork, nicht mit dem Namen des Szenaristen. Star-Autoren wie Alan Moore und Neil Gaiman sind selten; sie bilden einen exklusiven Kreis, zu dem inzwischen auch Robert Kirkman gehört, der Schöpfer von „The Walking Dead“.

Mit „Oblivion Song“ hat Kirkman eine Science-Fiction-Serie gestartet, die in Philadelphia spielt. Zehn Jahre vor Einsetzen der Handlung hat sich in der Stadt eine andere Dimension geöffnet und 300.000 Einwohner in eine grauenvolle, postapokalyptische Dschungelwelt gerissen.

Versuche der Regierung, die Verschollenen zurückzuholen, scheitern und werden schließlich eingestellt. Nur Nathan Cole will nicht aufgeben und reist immer wieder nach Oblivion, um wenigstens Einzelne zu retten; vor allem aber ist er auf der verzweifelten Suche nach seinem Bruder.

Das Cover des ersten Bandes von „Oblivion Song“.
Das Cover des ersten Bandes von „Oblivion Song“.

© Cross Cult

Im Nachwort verspricht Kirkman, „Oblivion Song“ sei „eine große Geschichte, die im Lauf der Zeit immer noch größer werden wird“. Das klingt vielversprechend, führt aber dazu, dass der Autor in den ersten Heften, die hier versammelt sind, sich im Wesentlichen darauf beschränkt, diverse Plotlines zu skizzieren.

Einen gemischten Eindruck hinterlassen auch die Zeichnungen von Lorenzo de Felici: Seine Dekors und Monster sind überzeugend; mit der Darstellung von Menschen hat er aber mitunter einige Probleme, speziell wenn es um Gesichter und Mimik geht. Der tolle Wurf, den man von Kirkman erhofft, ist „Oblivion Song“ daher bislang nicht.

Der „Schlammkönig“ ist ein Meister der Manipulation

Weit mehr noch im Mittelmaß stecken bleibt „Seven to Eternity“. Der Comic ist in einer Fantasy-Welt angesiedelt, in der sich der bösartige „Schlammkönig“ zum brutalen, unbeschränkten Herrscher aufgeschwungen hat. Zu den wenigen, die sich ihm hartnäckig widersetzen, zählt die Familie von Adam Osidis. Als deren Oberhaupt getötet wird, zieht Adam in einen aussichtslos scheinenden Kampf gegen den Tyrannen.

Im Mittelmaß steckengeblieben: Eine Seite aus „Seven to Eternity“.
Im Mittelmaß steckengeblieben: Eine Seite aus „Seven to Eternity“.

© Cross Cult

Interessant an „Seven to Eternity“ ist der politische Subtext, den Rick Remender, der Autor der Serie, anklingen lässt. Der „Schlammkönig“ ist ein Meister darin, das Bewusstsein von Menschen zu manipulieren. „Er flüsterte Lügen über Lügen, bis sie zu Wahrheiten wurden“, heißt es über ihn, seine führenden Anhänger inszenieren sich als „Stimme des Volkes“, während sie gegen Minderheiten und Flüchtlinge hetzen. Wer denkt da nicht an den US-Präsidenten und sein Gefolge? Ein „Schlammkönig“ ist ja auch Trump – einer, der sich, bildlich gesprochen, gerne im Dreck wälzt, mit Dreck wirft.

Im zweiten Band von „Seven to Eternity“ tritt dieser Aspekt allerdings sehr zurück. Umso stärker fallen die Schwächen des Szenarios auf, besonders eine gewisse Geschwätzigkeit, die dazu führt, dass die Figuren permanent Lebensweisheiten von sich geben.

Unverständlich ist, warum Jerome Opeña, der reguläre Zeichner, vorübergehend von James Harren abgelöst wird. Dies bedeutet nicht nur einen extremen Bruch der visuellen Kontinuität; Harrens cartoonhafter Stil passt auch einfach nicht zur Geschichte. So weckt „Seven to Eternity“, zumindest im vorliegenden Verlauf, Erwartungen, die sich dann nicht erfüllen.

Das Cover des zweiten Bandes von „Seven to Eternity“.
Das Cover des zweiten Bandes von „Seven to Eternity“.

© Cross Cult

Robert Kirkman / Lorenco de Felici: Oblivion Song 1. Übersetzung Frank Neubauer. Cross Cult, 144 S., 22 €.
Rick Remender / Jerome Opeña, James Harren: Seven to Eternity, bislang 2 Bd., Übersetzung Annika Klapper. Cross Cult , je 128 S., je 25 €

Christoph Haas

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