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Kurzer Dienstweg. Der Weg in die Raumstation führt im Zweifel direkt durch die Bordwand.

© Cross Cult

„Perry Rhodan – Die Kartografen der Unendlichkeit“: Ad Astra Again - Perry Rhodan wird Comic-Held

Seit 1961 erscheint „Perry Rhodan“ jede Woche als Heftroman. Nun wagt Cross Cult einen neuen Anlauf, die Weltraumsaga als Comic zu etablieren

Was hat der Weltraumfahrer Perry Rhodan nicht alles erlebt: überlichtschnelle Raumfahrt, völkerübergreifendes Teamwork, relative Unsterblichkeit … und dank Desintegratortechnik ist im Jahr 3540 auch das Müllproblem keins mehr – weshalb die Raumpiloten, wie wir in der jüngsten Inkarnation der Science-Fiction-Saga sehen, immer noch gedankenlos aus Pappbechern mit Plastikdeckel trinken können.

Coffee to fly. Raumpiloten bei der Arbeit.
Coffee to fly. Raumpiloten bei der Arbeit.

© Cross Cult

Lediglich mit der Umsetzung von seinen Abenteuern in Bildergeschichten klappte es im Laufe von Rhodans langer Karriere oft nicht so recht. Ein rundes Dutzend Versuche wurden seit 1967 unternommen und meistens recht schnell wieder eingestellt. Ganz anders als die Romanhefte. Seit 1961 erscheint jede Woche ein neues. Inzwischen ist man bei Nummer 2828, sprich im Jahr 5105 angekommen – und ein Ende ist nicht in Sicht. Trotzdem denkt man natürlich auch im Perry-Rhodan-Mutterschiff, dem Verlag Pabel-Moewig, nicht nur an die technologische, sondern auch an die wirtschaftliche Zukunft und versucht, die alternde Leserschaft zu verjüngen.

Innerhalb und außerhalb der Kontinuität

Gemeinsam mit dem Verlag Cross Cult wird deshalb jetzt unter dem Titel „Die Kartografen der Unendlichkeit“ ein neuer Vorstoß in den Comic-Sektor gewagt. Um Neulesern den Einstieg in die kaum noch ohne Sekundärliteratur nachzuvollziehende Endloshandlung zu erleichtern, wurde die neue Reihe in einem in die Kontinuität eingebetteten und doch ausgelagerten Bereich angesiedelt. „Der Comic spielt in einem Zeitraum von 38 Jahren, der in den Heften nicht erzählt wird“, erklärt Autor Kai Hirdt. „Wir füllen nun die Leerstelle.“ In diesem Fall eine des „Aphilie-Zyklus“, der in den 70er Jahren in Heft 700 bis 799 erschien. Wissen muss man nur: Rhodan befehligt das Superraumschiff Sol sowie ein Team aus Menschen, Mutanten und Außerirdischen und sucht den Weg in die Milchstraße. Wieso und wie er gestrandet ist? Erst mal egal.

Der Zeichenstil orientiert sich an Marvel und DC - auch was die figurbetonten Uniformen angeht.
Der Zeichenstil orientiert sich an Marvel und DC - auch was die figurbetonten Uniformen angeht.

© Cross Cult

Hirdt, der bereits die Comicparodie „Perry – Unser Mann im All“ verantwortete und seit einem Jahr zum Autorenteam von „Perry Rhodan Neo“ gehört, verschwendet dann auch wenig Zeit mit langen Charakterstudien und schubst Rhodan, den Mausbiber Gucky und den Haluter Icho Tolot schnell zwischen die Fronten einer interstellaren Schlacht. Es folgen das Entern einer Raumstation, heftige Feuergefechte, coole Sprüche. Mit den oft esoterisch-physikalische Kosmosrätsel und Äonen umfassende Pläne von Superintelligenzen behandelnden Heften hat das erst mal nur bedingt zu tun. Wenn man davon nichts weiß oder sich davon freimachen kann, muss man aber sagen: Als heiteres Superheldenteam-Remmidemmi funktioniert der Comic prima.

Raumanzug aus Lack und Leder

Grafisch ist er Produktionen von US-Verlagen wie DC und Marvel durchaus ebenbürtig, für die die beteiligten Künstler Marco Castiello und Michael Atiyeh bereits tätig waren. Das heißt allerdings auch: Uniformen spannen sich über gewaltigen Oberarmen oder erinnern an Artikel aus einem S&M-Fetisch-Katalog. Einigen Lesern der Hefte gefiel das nicht, wenn man den einschlägigen Internetforen glauben darf. Aber Cross Cult gibt offen zu, eh primär eine an „X-Men“ oder „Guardians of the Galaxy“ geschulte, junge Leserschaft erreichen zu wollen. Das alles macht den Comic-Neustart nicht wahnsinnig visionär, aber doch zu einer kurzweiligen und für den oftmals sehr verkopften heimischen Markt überaus erfrischenden Angelegenheit.

Team Action. Das Cover des ersten Heftes.
Team Action. Das Cover des ersten Heftes.

© promo

Kai Hirdt, Marco Castiello, Michael Atiyeh: „Perry Rhodan – Die Kartografen der Unendlichkeit 1“, Cross Cult, 32 Seiten plus Poster, 4,99 €, Teil 2 erscheint am 22. Dezember. Ein Interview mit dem Autor finden Sie in den kommenden Tagen auf den Comicseiten des Tagesspiegels.

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