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© Illustration: Crumb/Carlsen

Schöpfungs-Comic: Bibel bizarr

Für seine Sexfantasien wurde er berühmt, jetzt hat sich Kult-Autor Robert Crumb an die biblische Schöpfungsgeschichte gemacht

Sein jüngstes Werk erinnert (nur) auf den ersten Blick an Erbauungsliteratur christlicher Fundamentalisten in Comic-Form: Der für seine wilden Sexfantasien bekannte Comic-Autor Robert Crumb hat das erste Buch der Bibel, die Genesis, illustriert.

«Der Text ist so bizarr und schräg und gleichzeitig so verwurzelt in unserer Kultur», sagte Crumb bei der Vorstellung des Bandes vor kurzem in Paris. «Für mich ist es kein heiliger Text, sondern ein Mythos voller kraftvoller Geschichten und Bilder», erklärte der 66-Jährige US-Amerikaner, der seit fast zwei Jahrzehnten in Südfrankreich lebt und als Altmeister der alternativen Comic-Szene gilt.

«Es ist unglaublich, dass Millionen von Menschen diesen Text so ernst nehmen, aber die Menschheit ist eben verrückt», urteilte Crumb, der sich selbst als unreligiös, aber «spirituell auf der Suche» bezeichnet.

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Ergraute Eminenz. Robert Crumb ist einer der wichtigsten Vertreter der Underground-Comic-Bewegung, die Mitte der 1960er aufkam.

© dpa

Seine eigene Spiritualität habe sich durch die vier Jahre dauernde Arbeit an dem biblischen Buch aber nicht verändert. «Ich habe allenfalls meine Zeichenkünste verbessert und kann jetzt ein Kamel aus der Hand zeichnen», sagte er.

«Ich habe Gott bewusst als Patriarchen mit langem Haar und weißem Bart gezeichnet, so wie er den Leuten vertraut ist», erklärte Crumb. Den Text habe er aus verschiedenen Bibel-Übersetzungen zusammengestellt und ab und zu selbst sprachlich geglättet. Er schließe nicht aus, dass er Gläubige mit seiner Version schockieren werde, weil er so ehrfurchtslos an den Text herangegangen sei. «Nun gut, da hat jemand in ihren heiligen Texten herumgefuhrwerkt, sorry, aber damit müssen sie leben», meinte Crumb. Andererseits sei er gespannt, wie Kreationisten, die die Bibel im Wortsinn verstehen, auf seine Darstellung reagieren würden.

Wie in seinen früheren Werken sind Frauen häufig voluminös dargestellt, auf explizite Sex-Darstellungen hat er aber verzichtet. «Ich identifiziere mich am ehesten mit Jakob, der von den Frauen untergebuttert wird», sagte er und grinste. In den USA sei dem Band eine Warnung vorangestellt, dass Minderjährige das Buch nur unter Aufsicht von Erwachsenen lesen sollten.

Die Genesis (1. Buch Mose) umfasst neben der Schöpfungsgeschichte (Adam und Eva, Arche Noah) vor allem die Familiengeschichten von Abraham, Isaak und Jakob. Crumbs Version erscheint am 23. Oktober in Deutschland bei Carlsen. (dpa)

Crumbs Website findet man
hier.

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