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Science-Fiction-Politsatire: Verraten und verkauft

Sie ist der Traum eines jeden Schriftstellers, hat Frank Miller über die von ihm und Dave Gibbons geschaffene Sci-Fi-Heldin Martha Washington gesagt. „Eine Figur, die sich von selbst schreibt.“ Der zweite Sammelband der neu aufgelegten Geschichten gibt ihm recht.

Die in der nahen Zukunft angesiedelte Politsatire um Krieg, Verrat und den Kampf um eine bessere Welt lebt von der starken Präsenz ihrer sensiblen, aber unzerstörbaren Hauptfigur, der schwarzen Supersoldatin Martha Washington. Wie schon im ersten Band der Neuauflage, der im Frühjahr erschien, wirkt auch die zweite Sammlung von Martha-Washington-Kurzgeschichten und Miniserien bemerkenswert aktuell.

Millers sarkastische Seitenhiebe gegen korrupte Politiker, aus innenpolitischen Motiven angezettelte Kriege und von Regierungen inszenierte externe Bedrohungen sowie Martha Washingtons Desillusionierung angesichts der von ihr erst spät durchschauten Intrigen ihrer Vorgesetzten könnten so auch in der Ära von George W. Bush geschrieben worden sein.

Kaum zu glauben, dass sie bereits Anfang der 1990er erschienen sind – inklusive einer aus heutiger Sicht besonders unheimlich wirkenden Szene, in der die Twin Towers in Manhattan unter einem Bombardement in sich zusammenfallen.

Kongenial zu Millers Plot sind hier erneut Gibbons’ Zeichnungen, die wie bereits im ersten Band mit ihrer makellosen Ästhetik beeindrucken und mit hoher Druckqualität wiedergegeben sind.

Wer die am Mainstream-Superheldencomic geschulte Ästhetik von „Watchmen“ sowie die darin enthaltene satirische Vielschichtigkeit mit politischem Unterton mag, kann hier erneut zwei der ganz großen Künstler des Genres in Bestform erleben.

Frank Miller/Dave Gibbons: Das Leben und Wirken der Martha Washington im 21. Jahrhundert – Band 2: Martha zieht in den Krieg, Panini, 204 Seiten, 19,95 Euro. Mehr zu der Reihe und zum ersten Band unter diesem Link.

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