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Die generische Geschichte hat man schnell wieder vergessen, die Bilder verfolgen einen.

© Carlsen Manga

Skulpturen des Widerwärtigen: Junji Itos Body-Horror-Epos "Gyo"

Erzählerisch ist Junji Itos Geschichte "Gyo" Dutzendware, die Bilder dazu werden einen jedoch noch lange verfolgen.

Ekel, schrieb der Philosoph Walter Benjamin einmal, sei beim Menschen „das dunkle Bewusstsein, in ihm sei etwas am Leben, was dem ekelerregenden Tiere so wenig fremd sei, dass es von ihm erkannt werden könne.“

Ähnlich wie der Regisseur David Cronenberg hat auch der Mangaka Junji Ito („Uzumaki – Spiral into Horror“ - ) eine Karriere daraus gemacht, sich an dieser dunklen Ahnung abzuarbeiten.

Skulpturen des Widerwärtigen

In „Gyo – Der Tod aus dem Meer“ (Carlsen Manga, 400 Seiten, 24 Euro) tut er das mittels immer grotesker werdender Hybriden aus Maschine und Kreatur. Sind es am Anfang noch Fische, die stinkend und auf Laufgestellen dem Meer entsteigen, formt Junji Ito bald schon aus menschlichen Extremitäten und schließlich ganzen Haufen von Leibern, bizarren, von ihren eigenen Körpergasen betriebenen Skulpturen des Widerwärtigen.

Und was am Anfang mit einen Hai auf Stelzen durchaus noch humoristische Züge trägt, kippt ins nachhaltig Verstörende.

Der Band enthält neben der langen Geschichte "Gyo" noch zwei kurze Erzählungen.
Der Band enthält neben der langen Geschichte "Gyo" noch zwei kurze Erzählungen.

© Carlsen Manga

Die jetzt auf Deutsch veröffentlichte, bereits 2002 vollendete Geschichte, hat man schnell wieder vergessen. Zu generisch ist der Plot über ein aus dem Ruder gelaufenen Armeeexperiments, zu wenig ausgearbeitet die Charakterzeichnung der Protagonisten.

Die präzisen Body-Horror-Bilder jedoch, die zur Reflektion über Sterblichkeit und Verfall einladen, werden einen noch lange verfolgen.

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