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Mit diesen beiden fing alles an: Max und Moritz in einem Rahmen in der Ausstellung in Hannover.

© dpa

„Streich auf Streich - 150 Jahre Max und Moritz“: Mit „Rickeracke“ zu Weltruhm

Vor knapp 150 Jahren brachte Wilhelm Busch die Lausbubengeschichte um Max und Moritz zu Papier - eine Ausstellung zeigt jetzt die große Bandbreite deutscher Comics von damals bis zu heutigen Graphic Novels.

Wilhelm Busch, der Schöpfer von Max und Moritz, gilt als Urvater des modernen Comics. Der Künstler aus Wiedensahl bei Hannover zeichnete filmisch, als an die Erfindung des Kinos noch gar nicht zu denken war. Schon vor 150 Jahren benutzte er die für Comicstrips typischen Soundwörter. „Rickeracke“ tönt etwa die Mühle, als Max und Moritz für ihre Streiche büßen müssen. Sein dynamischer Stil und makabrer Humor beeinflussten Generationen von deutschsprachigen Comickünstlern nach ihm. Das zeigt die Ausstellung „Streich auf Streich. 150 Jahre Max und Moritz“, die seit dem vergangenen Wochenende im Museum Wilhelm Busch in Hannover zu sehen ist.

Faszinierend sind die Originalblätter der sieben Lausbuben-Streiche, die Busch im Herbst 1864 vollendete. Nur für vier Wochen wird das lichtempfindliche Meisterwerk der Öffentlichkeit präsentiert. Es machte den Krämersohn aus der Provinz weltberühmt, schon zu Buschs Lebzeiten erschienen zehn Übersetzungen, unter anderem in den USA. Um 1900 prägten Auswanderer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in New York die Geburt des amerikanischen Comics. Der aus Heide stammende Rudolph Dirks wurde von seinem Verleger Randolph Hearst sogar aufgefordert, „something like Max und Moritz“ - etwas wie Max und Moritz - zu erfinden.

Auswirkungen bis hin zu „Werner“ und dem „Kleinen Arschloch“

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Deutschland dann allerdings, auch was die Comics betraf, ein Entwicklungsland. Eine Comicindustrie wie in den USA oder in Ansätzen auch in Belgien oder England, habe es nie gegeben, sagt der Experte Dietrich Grünewald. Doch Zeichner hatten vielfach mit Serien in Zeitschriften Erfolg, sei es nun der Meisterdetektiv „Nick Knatterton“ oder der Igel „Mecki“. Bei den Heften deutscher Zeichner dominierten Wild-West-Abenteuer.

Wilhelm Busch karikierte nicht nur ungezogene Jungs, sondern auch sich prügelnde Eheleute oder versoffene Pfarrer. Politisch unkorrekt war auch der deutschsprachige Comic, insbesondere von den 1970er Jahren bis zur Jahrtausendwende. Mit Kinofilmen kamen Figuren wie Brösels Motorrad-Schrauber „Werner“ oder Walter Moers „Kleines Arschloch“ im Mainstream an, erklären die Ausstellungsmacher.

Einen Ausgangspunkt für längere deutsche Comicerzählungen, heute oft Graphic Novels genannt, bildete „Der bewegte Mann“ von Ralf König. Der 1987 erschienene Band mit mehr als 100 Seiten war umfangreicher als das meiste, was man bis dahin von Comics gewohnt war. „Ralf König ist auch international der mit Abstand erfolgreichste und anerkannteste deutsche Comickünstler“, sagt Museums-Mitarbeiter Kai Gurski. Inzwischen hätten zahlreiche deutschsprachige Schöpfer von Graphic Novels wie etwa Reinhard Kleist mit seiner Johnny-Cash-Biografie international Erfolg. (dpa)

Christina Sticht

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