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Klar soweit? Einer von Veronika Mischitz' aktuellen Wissenschaftscomics für die Helmholtz-Gemeinschaft.

© Helmholtz/Mischitz

Veronika Mischitz: „Die Leute sollen etwas in die Hand nehmen können“

Der deutsche Independent-Comic boomt, immer öfter auch gedruckt. Wir haben Comic-Macher zu dem Trend befragt - hier die Antworten von Veronika Mischitz (www.fraukirschvogel.de), deren Heft „Querbeet“ kürzlich erschienen ist.

Tagesspiegel: Stimmt die kürzlich durch den Comic-Salon Erlangen bestärkte Beobachtung, dass es gerade in diesem Sommer besonders viele bemerkenswerte Neuerscheinungen von deutschen Zeichner/innen gibt, die man bislang meist nur aus dem Internet oder aus Anthologien kannte?
Veronika Mischitz: Das deckt sich mit meinem Eindruck. Ich habe zwar durch meine Babypause den letzten Comic-Salon in Erlangen ausgelassen und war 2013 in München nur "Zaungast", aber es ist mir auch aufgefallen, dass man erfreulich viele schöne Eigenproduktionen entdecken konnte.

Wie ist diese Welle zu erklären?
Meinem Eindruck nach haben eigenverlegte Anthologien wie zum Beispiel Jazam! oder Mondo viel dazu beigetragen, dass sich junge Comiczeichner ausprobieren, treffen und vernetzen konnten. Mittlerweile gibt es einen lebhaften Austausch unter den Zeichnern ebenso wie mit den Lesern sowie zahlreiche gemeinsame Projekte - besonders in der Webcomicszene. Man erschließt sich eigene Vertriebswege und bündelt diese (Stichwort: Edition Kwimbi). Es ist auch sehr viel erschwinglicher geworden, eine eigene Auflage in guter Qualität drucken zu lassen. Parallel zu den Verlagsprogrammen kann man als Zeichner frei von Lektorat und Finanzierungsnöten experimentieren. Das macht Spaß. Es fördert die Produktivität und damit letzten Endes auch die künstlerische Entwicklung.

Wie unterscheidet sich aus Zeichnerinnen-Sicht eine Print- von einer Internetveröffentlichung?
Die Veröffentlichung im Internet ist schnell und unmittelbar. Sie erleichtert den Austausch, das Experimentieren und die Verbreitung. Man kann sein Projekt in Eigenregie und mit geringem (finanziellem) Risiko angehen. Das macht den Einstieg leicht. Dafür muss man allerdings auch durchgehend und nachhaltig am Ball bleiben um "gefunden" zu werden, ins Gespräch zu kommen und wirklich erfolgreich zu sein. Eine Printproduktion ist im Vergleich dazu sperriger. Es müssen mehr Hürden genommen werden, dafür steht man am Ende mit einem Buch oder Heft da - was uns unweigerlich zur nächsten Frage bzw. Antwort führt.

Frisch gedruckt: "Querbeet" versammelt eine Auswahl von Veronika Mischitz' Arbeiten aus jüngster Zeit.
Frisch gedruckt: "Querbeet" versammelt eine Auswahl von Veronika Mischitz' Arbeiten aus jüngster Zeit.

© Kwimbi

Ist das Internet für Zeichnerinnen wie Dich quasi der Ort zum Warmlaufen - und Print dann das eigentliche Ziel, oder sind das für Dich zwei gleichwertige, parallel nebeneinander existierende Verbreitungsformen Deiner Arbeit?
Sowohl als auch. Es gibt Arbeiten, die ich nur online und nicht in erster Linie zweckgebunden veröffentliche - Stilexperimente, Skizzen, freie Arbeiten. Ich genieße die Freiheit, die damit einhergeht ebenso wie die Rückmeldungen. Für mich persönlich führt auch der Weg über das Internet im Idealfall zu einer Printveröffentlichung. Ich möchte, dass die Leute nicht nur klicken, sondern auch etwas in die Hand und mit nach Hause nehmen können. Bücher sprechen so viele Sinne an. Es wäre schade, darauf verzichten zu müssen.

Was sind für Dich persönlich die interessantesten aktuellen Trends im Bereich deutsche Independent-Comics?
Die "neue Leichtigkeit" und Vielfalt, die sich aus dem oben Beschriebenen Ergibt. Ich finde es großartig, wenn Zeichner sich trauen, zu spielen. Dabei können wunderbare Dinge entstehen.

Die Website von Veronika Mischitz ist www.fraukirschvogel.de, ihr aktuelles Heft „Querbeet“ findet sich u.a. hier. Und ihre Wissenschaftscomics für die Helmholtz-Gemeinschaft unter dem Titel "Klar soweit" finden sich hier.

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