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© 2000-2009 Getty Images, Inc.

Zeichentrick: Der Weltkultur-Erpel

Die berühmteste Ente der Welt: Zum 75. Geburtstag Donald Ducks bringt Disney eine Sammlung mit seinen frühen Filmklassikern heraus.

Für jede Quizshow wäre das die ideale Millionenfrage: Was haben John F. Kennedy und Donald Duck gemeinsam?

Einem Entenhausener Familienhistoriker fiele die Antwort leicht: Das mittlere F, das beim ehemaligen US-Präsidenten für Fitzgerald steht, bei Disneys weltberühmtem Enterich für Fauntleroy.

Bekannt wurde dies am 24. März 1941, dem Tag, als man für Donald F. Duck den Einberufungsbefehl („Order No. 13“) ausstellte, und als wäre dies nicht Warnung genug, meldete sich Donald daraufhin im „Draft Board No. 13“. Kurz: ein rabenschwarzer Tag für die US-Streitkräfte.

Die Musterung der tatendurstigen Ente kam gerade rechtzeitig, denn als die Episode „Donald in Uniform“ 1942 ins Kino kam, befanden sich die Vereinigten Staaten längst im Krieg.

Und wenn sie ihn mit Soldaten wie dem ungeschickten Wüterich Donald auch nie gewonnen hätten – seinen Beitrag zum Sieg wird er dennoch geleistet haben, und sei es nur, indem seine Abenteuer, als Soldat wie als Zivilist, den Zuschauern die Möglichkeit zu einer „willkommenen Flucht aus dem Alltag“ boten, wie US-Filmhistoriker und Duck-Intimus Leonard Maltin es deutet.

Eine Ente mit Angriffslust und Rachetrieb

 
Die wenige Minuten lange Armee-Episode gehört zu einem zehnstündigen Programm mit historischen Donald-Cartoons, ergänzt mit vielen Extras und verteilt auf sechs DVDs: „Donald im Wandel der Zeit – Volume 1 – 3“, eine Sammlung klassischer Trickfilmkunst aus den Jahren 1934 bis 1950, die Disney erst jetzt zum 75. Geburtstag Donald Ducks herausgebracht hat.

Das Jubiläum liegt schon wieder einige Monate zurück.

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Blitzartige Kehrtwendungen waren ein Markenzeichen der frühen Disney-Filme.

© 2000-2009 Getty Images, Inc.

Es war der 9. Juni 1934, als die bald danach berühmteste Ente der Welt zum ersten Mal vors Publikum trat, als Nebenfigur in dem Cartoon „Die kluge kleine Henne“, ein fauler Enterich mit noch recht langem Schnabel und kleinem Kopf, erfunden von den Zeichnern Art Babbitt und Dick Huemer, bereits mit dem gequetschten Quaken des Stimmenimitators Clarence Nash, der dann über 50 Jahre lang Donald zum „Sprechen“ brachte.   Mit diesem Debüt beginnt auch die Jubiläumssammlung, ein Streifzug durch 16 Jahre Donald Duck, launig erläutert von Filmhistoriker Maltin, der den Enterich als Reaktion auf Proteste deutet, die Micky Maus, anfangs ganz und gar nicht der heutige Tugendbold, mit seinen derben Späßen auslöste. Die gewöhnte man ihm schnell ab, erfand dann aber als Kontrastfigur Donald, ausgestattet mit „launischem Temperament, Angriffslust und kindischem Rachetrieb“, wie die Duck-Zeichner Frank Thomas und Ollie Johnston es umschrieben. Walt Disney selbst charakterisierte den Enterich so: „Er hat eine große Klappe, riesige Augen, einen Wendehals und einen dicken Po. Er ist der Traum jedes Zeichners.“

In Uniform ist er eine massive Gefährdung der Truppe

In seinem langen Entenleben ist Donald seinem Charakter treu geblieben. Gleichwohl zeigt die Sammlung auch die Abhängigkeit der Filme von Zeitgeist, Publikumsgeschmack, historischem Umfeld, von sich wandelnden Tabus. Am deutlichsten wird das in den Militärepisoden aus dem Zweiten Weltkrieg, die keine direkte Propaganda gegen Japan oder Deutschland sind, aber doch selbst in der Übertreibung, der Parodie militärischen Alltags eine den Streitkräften gegenüber positive Grundstimmung zeigen,

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wenngleich Donald in Uniform eine massive Gefährdung der Truppe darstellt und sein Sergeant – die ideale Rolle für Kater Karlo – ein wahrer Schleifer ist.

Auch der heutige Blick auf die alten Filme bleibt natürlich zeitgebunden, und so gerät etwa ein Film übers Zigarrenrauchen schnell auf den Index, darf nur noch mit warnendem Vorwort unter der Rubrik „Aus dem Disney-Tresor“ ins Programm aufgenommen werden. Aber warum sollte es Donald besser ergehen als Lucky Luke, der heute ja auch statt auf seiner geliebten Zigarette auf einem Strohhalm herumkauen muss.

Trotz solcher – gerade Donald wesensfremder – Anfälle von politischer Korrektheit bleibt die DVD-Edition ein Muss im Filmschrank jedes Donald-Fans, werden doch gerade der oft bizarre Witz der frühen Filme, ihre blitzartigen Kehrtwendungen, überraschenden Einfälle, grotesken Übertreibungen heute nur selten erreicht.

Der erste Flugversuch der Maus endet mit einer Bruchlandung

Und es ist ebenso erfreulich, dass Disney auch die Geschichte der anderen Hauptfiguren seines Cartoon-Reichs nicht in Vergessenheit geraten lässt, sondern mit Klassiker-DVDs im Bewusstsein des Publikums zu erhalten versucht.

So sind in der Reihe „Walt -Disney-Kostbarkeiten“ parallel zur Donald-Edition auch Sammlungen zu Micky Maus und Goofy erschienen.

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„Steamboat Willie“, am 18. November 1928 in New York uraufgeführt, ist selbstverständlich darunter, der erste Tonfilm mit Micky Maus und zugleich deren Durchbruch – und ebenso „Bruchlandung“ aus demselben Jahr, erster Flugversuch der Maus und zugleich Zeitdokument, Reflex der Begeisterung fürs Fliegen, die die Welt erfasst hatte. Die Anregung zu den Luftsprüngen erhielt Micky aus einem Buch „How to fly“. Besonders das Bild eines Fliegerhelden hatte es ihm angetan, dessen Strubbelfrisur er sofort nachahmte: „Lindy“. Kein zufälliges Idol: Im Jahr zuvor hatte Charles Lindbergh als Erster im Alleinflug den Atlantik überquert.

Walt-Disney-Kostbarkeiten: Donald im Wandel der Zeit (1934 – 1950). Zum 75. Jubiläum. Limited Edition, sechs DVD plus Fanheft, ab 29.95 Euro; Micky Maus in Schwarz-Weiß (1928 – 1935). Vol. 1 und 2, je zwei DVD, jeweils ab 11,95 Euro; Goofy’s gesammelte Geschichten (1939 – 1961). Zwei DVD, ab 11.97 Euro.

Hinweis: Die Verlosung ist beendet, die Gewinner werden per Post benachrichtigt.
   

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