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Comic-Ausstellung von Ralf König

© Roland Weihrauch (dpa)

Comiczeichner: Konrad, Paul und Noah

Knollennasen-Kosmos: Das Schwule Museum gratuliert dem Comic-Zeichner Ralf König mit der Ausstellung "Ich komm' mir vor wie 'ne Witzfigur" zum 50. Geburtstag. Zu sehen sind Originalzeichnungen aus dem Jahr 2006.

Moses nervt! Er steht auf dem Berg Sinai und fleht Gott an, ihm Gesetze zu geben – „und zwar knallharte“. Denn unten im Tal tanzt das Volk um ein goldenes Kalb. Doch Gott bleibt kühl: „Ach, lass sie tanzen. Tanzen ist gesund. Uns täte etwas Spaß auch mal gut,“ antwortet er. Und auf das Kalb sei er auch nicht eifersüchtig.

„Gesetzgeber“ hat Ralf König seine Comic-Adaption der Offenbarung der Zehn Gebote genannt. Die Originalzeichnungen aus dem Jahr 2006 sind jetzt in der Ausstellung „Ich komm’ mir vor wie ’ne Witzfigur“ zu sehen, mit der das Schwule Museum dem Kölner Zeichner zum 50. Geburtstag gratuliert. Die Blätter hängen in der Sektion „Metaphysik und Wahn“. Sie dokumentiert Königs jüngste Beschäftigung mit religiösen Themen, die – angeregt vom „Gesetzgeber“-Strip – zu einer Bibel-Trilogie führte. Bereits erschienen sind die Bände „Prototyp“ (Hauptperson: Adam) und „Archetyp“ (Hauptperson: Noah). Im September folgt „Antityp“, der Paulus in den Mittelpunkt stellt.

„Ich habe dafür die Paulus-Briefe in verschiedenen Übersetzungen durchgearbeitet“, sagt König, der streng katholisch erzogen wurde. Er betont, dass es ihm keineswegs um Blasphemie geht. Der Zeichner spricht aus Erfahrung, denn als die „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ erst „Prototyp“ und dann „Achetyp“ als Fortsetzungsgeschichte abdruckte, wurde er als Gotteslästerer beschimpft. Die Zeitung musste sogar einige Abokündigungen einstecken.

Dabei sind Königs Bibelcomics bei allem Witz von einem ernsthaften Blick auf die Materie geprägt. Gott, dessen Sprechblasen in Frakturschrift gesetzt sind, ist gütig und ziemlich entspannt. Strenge, Hass und Ausgrenzung kommt stets von Menschen, die meinen, in seinem Namen zu handeln. Mit den Bibelcomics hat sich Ralf König von seinem Ur-Thema, den Schwulen, gelöst. Er ermpfinde es mittlerweile „ein bisschen als Klotz am Bein“, zitiert ihn die Ausstellung, in deren Mittelpunkt gleichwohl die Schwulencomics stehen.

Ab Mitte der Achtziger wurde König als ironischer Chronist des Homo-Alltags bekannt. Er zeigte Schwule als Durchschnittsmänner, die allerdings mit allerlei speziellen Probleme konfrontiert waren: Die Mutter will Analsex erklärt bekommen, die Schwester hat einen viel zu attraktiven Freund und in der Disco läuft immer nur BoomTschakBoomTschak.

Königs Comics haben mittlerweile mehrere Generationen von Schwulen und Lesben durchs Coming-out begleitet und in Sachen Aids aufgeklärt. Die Verfilmungen von „Kondom des Grauens“ und „Der bewegte Mann“ machten ihn in den Neunzigern auch außerhalb der Szene populär. Allerdings ist er nicht zufrieden mit den insgesamt vier Komödien, die nach seinen Bänden gedreht wurden.

In der Ausstellung stehen die typischen Knollennasen-Figuren im Vordergrund. 50 Originalzeichnungen, zahlreiche Reproduktionen und Objekte zeigen die fast schon klassischen Typen aus dem König- Universum: das Paar Konrad und Paul, Trümmertunten, hässliche Frauen und natürlich die behaarten Bauarbeiter, die immer wieder als Objekte der Begierde auftauchen.

Ein eigenes Kapitel widmet Kurator Boris von Brauchitsch den Tieren. Denn vor allem Hunde und Katzen spielen bei König immer wieder wichtige Nebenrollen. So zeigt ein Strip den eifersüchtigen Kater Ramses, der gerade noch davon abgehalten werden kann, seine Krallen in die zuckende Morgenerektion des neuen Lovers zu schlagen. Deutlich gemütlicher wirkt da die bronzene „Teddy“-Skulptur, die nach einem Entwurf von König gegossen wurde. Auf der Berlinale werden damit jährlich die besten schwul-lesbischen Filme des Programms ausgezeichnet. Vielleicht gewinnt ja eines Tages die Verfilmung eines König-Comics, die auch dem Zeichner gefällt.

Schwules Museum, Mehringdamm 61, bis 4.10., tgl. außer Di 14–18, Sa 14–19 Uhr. Lesung u. Signierstunde mit Ralf König zur Langen Nacht der Museen am 28.8., 19 Uhr

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