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Kultur: "Conamara": Der Geliebte von damals

Als Alex - "so wie der Platz" - kaute er auf Streichhölzern, war spindeldürr und so überzeugend in seiner traurigen Schnoddrigkeit, dass er "plus minus null", Eoin Moores Debütfilm, zu internationalem Erfolg verhalf. Diesmal ist Andreas Schmidt zu Axel geworden, einem Berliner Aussteiger, den es nach Irland getrieben hat, in Moores Heimat namens "Conamara".

Als Alex - "so wie der Platz" - kaute er auf Streichhölzern, war spindeldürr und so überzeugend in seiner traurigen Schnoddrigkeit, dass er "plus minus null", Eoin Moores Debütfilm, zu internationalem Erfolg verhalf. Diesmal ist Andreas Schmidt zu Axel geworden, einem Berliner Aussteiger, den es nach Irland getrieben hat, in Moores Heimat namens "Conamara". Doch die Wiederbesetzung der Hauptrolle mit Axel/Alex/Andreas war vielleicht keine so gute Idee. Denn auch die Axel-Figur charakterisiert Schmidt durch Manierismen: Ständig schiebt er seine Brille die Nase hoch, und wenn er sie nicht auf hat, zwinkert er. Sonst hat er so wenig zu bieten, dass man sich fragt, was die Holländerin Maria (Ellen ten Damme), die mit ihrem handwerklich geschickten, schweigsamen Mann Antaine und Tochter in Conamara lebt, früher an Axel gefunden haben könnte - schließlich hatten beide vor zwölf Jahren eine Affäre. Und man fragt sich noch viel mehr, was sie jetzt an ihm findet, da er auf der Flucht vor einer gescheiterten Beziehung in Irland bei ihr auftaucht und obendrein gleich dableiben will. Der Gutmütigkeit von Antaine ist es zu verdanken, dass dieser Plan zunächst gelingt: Die drei gründen ein kleines Unternehmen zusammen. Doch als Axel und Maria sich einander erneut zuwenden, gibt es Ärger - auf allen Ebenen. Wie schade: "Conamara" hätte ein so hübsches, kleines Melodram werden können, vielleicht sogar mit einer kleinen Dosis Moral am Ende. Dazu die weite, grüne, wilde Landschaft Irlands, und dann ist da ja auch noch das Meer ...

Stattdessen wirkt der Film seltsam verlegen. Nicht nur das Drehbuch ist um die Handlung, nicht nur die Schauspieler sind um die Interpretation, nein, auch der Regisseur ist um die Inszenierung verlegen. So viel Verlegenheit kann nur in Peinlichkeiten enden. So wird - völlig unmotiviert - in den Topf fürs Skurrile gegriffen, um zu vertuschen, dass es nicht genug zu erzählen gibt. Spleenige, liebenswerte Iren beschwören einen Mythos, der seit der alternativen Irland-Reisewelle in den frühen Achtzigern überholt ist. Und die Protagonisten? Sie scheinen nur wie willenlos in der Landschaft herumzutaumeln.

Fast wie ein Urlaubsvideo wirkt "Conamara" - oder genauer: wie die schon unsicher gewordene Vergewisserung eines Zuhauses, das Eoin Moore selbst schon lange verlassen hat. Hoffen wir, dass er für seinen nächsten Film wieder in die Stadt zurückkehrt - vielleicht sogar nach Berlin. Denn wir wissen: Er kann es besser, viel besser.

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