zum Hauptinhalt
Von Los Angeles nach Berlin. Dirigent Steven Sloane am Berliner Los-Angeles-Platz.

© Doris Spiekermann-Klaas

Crescendo-Festival an der Universität der Künste: Präzise Pracht

Steven Sloane, Leiter der International Conducting Academy an der UdK, eröffnet das Crescendo-Festival mit Rachmaninows Paradestück.

Einfach den Instrumentenkoffern hinterher: Vom Bahnhof Zoo bewegt sich die Karawane der Musiker am Freitagabend zielstrebig die Hardenbergstraße hinunter, in Richtung Universität der Künste. Dort werden sie nicht nur dicht an dicht auf der Bühne des UdK-Konzertsaals Platz nehmen, sondern auch im Publikum, zusammen mit Freunden und Verwandten, Professoren und Förderern der Hochschule. Denn hier wird Crescendo eröffnet, das universitätseigene Festival, bei dem sich bis zum 4. Juni die Fakultät Musik in ihrer ganzen Vielfalt präsentierten kann, vom traditionellen Kammermusikabend über innovative Angebote für Kinder bis hin zur Musical-Gala.

Mit größtmöglichem Selbstbewusstsein hat Steven Sloane, der Leiter der International Conducting Academy an der UdK, für sein Studierendenorchester Sergej Rachmaninows „Symphonische Tänze“ ausgesucht. Ein Paradestück spätromantischer Prachtentfaltung, mit dem auch Profi-Ensembles gerne ihre Virtuosität vorführen. Sloane aber weiß, was er seiner Truppe abfordern kann – und ist offensichtlich ein Meister effektiver Probenarbeit. Mit der idealen Mischung aus Präzision und Leidenschaft entfaltet sich Rachmaninows Ton-Triptychon, der dichte, körperreiche Klang der Streicher passt wunderbar zur zartherben Melancholie des Russen, während die Akustik schnell an ihre Grenzen stößt, sobald die Holz- und vor allem die Blechbläser machtvoll hinzukommen. Da helfen auch die jüngst bei der Renovierung eingebauten Schallsegel und -reflektoren wenig: Dieses Stück ist einfach zu groß für den Saal, um hier richtig ausschwingen zu können.

Überraschend, wie schwer sich die exzellenten UdK-Musikerinnen und -Musiker anschließend mit der „West Side Story“-Suite tun. Bernsteins vertrackte Rhythmen bringen selbst die Perkussiongruppe in Bedrängnis, und Sloane hat alle Hände voll zu tun, das knallige Geschehen zusammenzuhalten, die Energieflüsse in die richtigen Bahnen zu lenken. Da wird spürbar, dass die akademische Ausbildung eben ganz aufs klassisch-romantische Repertoire fokussiert ist. Die opernhaften Nummern nämlich, „Somewhere“ und das Gänsehaut-Finale, erblühen aufs Schönste in vollendet veredeltem symphonic sound.

Dass Arturo Marquez’ „Danzón No 2“ ein Rausschmeißer mit Jubel-Garantie ist, weiß der erfahrene Programmmacher Sloane – wenn die südamerikanische Nummer so wunderbar lebenslustig serviert wird wie hier: Der Saal feiert also das Orchester und die jungen Musiker ihren Maestro.

Zur Startseite