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Einmal Panda, immer Panda. Rapper Cro.

© dpa

Cro gibt umjubeltes Konzert in Berlin: Pandajunge live aus dem Kinderzimmer

Cro, der eigentlich Carlo Waibel heißt, gehört zu den erfolgreichsten Rappern der Republik. In der Berliner Max-Schmeling-Halle gab der Mann mit der Pandamaske jetzt ein umjubeltes Konzert für die ganze Familie.

Womöglich ist das ein perfider Trick des Cro-Labels Chimperator: Direkt neben den Schreiber dieser Zeilen werden drei ungefähr sechsjährige Kinder platziert, die neonfarbene Ohrenschützer tragen und die vom Künstler vorgegebenen choreografischen Elemente begeistert mitmachen. Wie sie sich da eifrig die klassischen Genre-Bewegungen aneignen, erinnern sie durchaus an Hundewelpen, die zum ersten Mal Pfötchen geben – und würde der amerikanische Unterhaltungsdienst „Buzzfeed“ jemals eine Liste der putzigsten Momente auf Popkonzerten verfassen, dieses Trio wäre aber mal so was von dabei.

Cro ist also in der Stadt, genauer: in der Max-Schmeling-Halle. Er gilt als einer der erfolgreichsten Rapper der Republik, seine beiden Alben „Raop“ (2012) und „Melodie“ (2014) landeten sofort nach Erscheinen an der Spitze der Hitparaden. Sein Markenzeichen ist die Pandamaske, die es selbstverständlich neben einer beeindruckenden Auswahl an T-Shirts beim Merchandise-Stand zu erwerben gibt. Jetzt hat Cro auch noch ein Buch veröffentlicht. Es heißt „Easy Does It – Cro, die Maske und der ganze Rest“, wurde von Wegbegleitern aus dem Chimperator-Lager verfasst und ist durchaus unterhaltsam. Kurzum: Cro ist das, was man gemeinhin ein Phänomen nennt.

Cro und das blöde Gefühl, keinen Mercedes zu fahren

Woran das liegt, wird am Donnerstagabend in der Max-Schmeling-Halle rasch klar. Cro, der live von seinem DJ Psaiko.Dino, einem Gitarristen und einem Drummer begleitet wird, postuliert Wahrheiten, mit denen sich – nun, vielleicht noch nicht Sechsjährige, vielleicht auch nicht mehr Menschen jenseits der 25 –, aber zumindest die im Publikum reichlich vorhandenen Teenager vorzüglich identifizieren können. Seine Songs handeln von Mädchen und Jungs und allem, was zwischen denen so passiert, von sozialen Netzwerken etwa und von Sehnsucht, ja, Cro berichtet quasi live aus dem Jugendzimmer.

Es geht aber auch um Fernweh und um dieses blöde Gefühl, keinen Mercedes Benz zu fahren. Das muss für einen Heranwachsenden am Kesselrand Stuttgarts eine schlimme Demütigung sein! Ein bisschen formuliert der 24-Jährige, der eigentlich Carlo Waibel heißt, also den Gegenentwurf zu der anderen Rap-Welt, in der – nachzuhören im sehr guten Track „Nur noch 60 Sekunden“ von Celo und Abdi – Bedürfnisse nach stark motorisierten Markenwagen bisweilen recht pragmatisch durch Diebstahl befriedigt werden.

Feuerbälle und Konfettikanone

Die einzige Waffe, die an diesem Abend in der Max-Schmeling-Halle zum Einsatz kommt, ist die Konfettikanone. Die beiden Kollegen, die Cro auf die Bühne holt, sind aus ähnlichem Holz geschnitzt wie er. Während der patent wirkende Fliegenträger Teesy zunächst einmal seine Eltern grüßt, gibt DaJuan den Turnpartner. Gemeinsam besteigen Cro und er für einen Track eine Hebebühne im hinteren Hallenrund. Clever: Während dieser Apparat startklar gemacht wird, spielt Cro seinen energiereichsten Song – den sich großzügig bei der britischen Band Bloc Party bedienenden „Rockstar“. Gleichzeitig ballern Pyrotechniker zur Ablenkung so lange Feuerbälle gen Hallenhimmel, bis das ganze Haus nach Kerosin riecht.

Am Ende wird’s wieder watteweich und verträumt. Da steht der Pandajunge am Bühnenrand und singt seinen größten Hit, den gefährlichen Ohrwurm „Easy“. Der ist natürlich mehr Pop als Hip-Hop, aber was macht das schon? Das Publikum ist durchweg erfreut, die zahlreich miterschienenen Elternteile nicken mit. Fazit: Cro kann man ohne Weiteres seine Kinder anvertrauen.

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