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CROSSOVER KONZERTBajofondo Tango Club: Gescratschter Tango

Leicht hatte es der Tango nicht, das ihm anhaftende Schmuddel-Image aus den Hafenkaschemmen und Bordellen der Armenviertel von Buenos Aires loszuwerden. Erst mit dem Sprung über den Atlantik in die Bars und Salons von Paris wurde der Tango argentino Anfang des 20.

Leicht hatte es der Tango nicht, das ihm anhaftende Schmuddel-Image aus den Hafenkaschemmen und Bordellen der Armenviertel von Buenos Aires loszuwerden. Erst mit dem Sprung über den Atlantik in die Bars und Salons von Paris wurde der Tango argentino Anfang des 20. Jahrhunderts zum Modetanz und schließlich auch in der Oberschicht seines Heimatlandes anerkannt. Seither hat er unterschiedliche Stilrichtungen ausgeprägt und schaffte es mit Astor Piazolla als Tango nuevo sogar in die Konzertsäle.

Inzwischen mischen sich, wie beim Bajofondo Tango Club, elektronische Klänge unter das traditionelle Instrumentarium. Die Musiker aus Argentinien und Uruguay verbinden den melancholisch gefühlvollen Tango mit Elementen aus Trip-Hop, House, Chill-out und Drum’n’Bass. Sie schicken den Sound von Kontrabass, Geige und Bandoneon durch Effektgeräte, Loopschleifen und Verstärker. So wie der Tango argentino einst aus dem multikulturellen Einflüssen von Einwanderern, Sklaven, Gauchos und Landarbeitern entstand, erlebt er jetzt die elektro-akustische Verwandlung durch die globalisierte Musik des 21. Jahrhunderts. Veronica Loza, eine der besten VJs Argentiniens, setzt dies in faszinierenden Projektionen bildlich um. Bandleader Gustavo Santaolalla, bekannt für seine oscarprämierten Filmmusiken zu „Brokeback Mountain“ und „Babel“, spielt die Gitarre, und Luciano Supervielle ist für die Keyboards und als DJ für das Scratching verantwortlich. Von ihm stammen viele der Kompositionen, die den Tango argentino ein Stück zurück in die Subkultur führten, der er vor hundert Jahren entstiegen ist. Antje Horn-Conrad



Nikolaisaal, Sa 3.11., 20 Uhr, 12-26 €

Antje Horn-Conrad

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