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Kultur: Dänemark, verheißenes Land

Libeskinds Jüdisches Museum in Kopenhagen

Am heutigen Dienstag wird das Dänisch-Jüdische Museum in Kopenhagen eingeweiht; der Architekt ist – wie beim Jüdischen Museum Berlin – Daniel Libeskind. Gleichwohl stehen beide Gebäude in krassem Kontrast zueinander. „Berlin ist eine traurige Geschichte über den Holocaust, unsere ist eine positive Geschichte über die Rettung der dänischen Juden“, so die Kunsthistorikerin Mirjam Gelfer-Jørgensen. 1987 lud sie Libeskind nach Dänemark ein, um über seine Pläne für Berlin zu sprechen. Als sie ihn fragte, ob er ein jüdisches Museum in Kopenhagen bauen wolle, „reagierte er sofort positiv“ – und erhielt den Auftrag.

Das kleine Museum im Stadtteil Slotsholmen wirkt von außen unspektakulär. Fast versteckt liegt in einem kleinen Garten ein historisches Gebäude, das Königliche Bootshaus König Christians IV., das 250 Jahre lang als Waffenarsenal der Marine diente. Der König war es, der 1619 die ersten Juden nach Dänemark holte. Die fünf gewölbten Räume boten Libeskind ein reiches historisches Erbe und tiefe Symbolik. Libeskind schuf in diesem Haus, das einmal am Binnenhafen stand, ein Labyrinth, um die Erfahrungen der dänischen Juden auf der Flucht vor der Gestapo zu symbolisieren. Als die Nachricht über die baldige Deportation der Juden durchsickerte, wurden im Oktober 1943 7000 Juden über Nacht versteckt und innerhalb von wenigen Wochen in Fischerbooten ins neutrale Schweden gebracht. In Anlehnung an dieses mutige Handeln nannte Libeskind das Museum „Mitzva“, hebräisch für „gute Tat“. Es prangt auf der grauen, massiven Tresortür, die den schmalen Eingang bildet.

Der Boden aus Eichenplanken erinnert an Schiffsdecks, die Wände aus Birkenholz an den sicheren Hafen Schweden. Die warmen, hellen Farben vermitteln Geborgenheit. In den Ausstellungsvitrinen wird die gelungene Integration der Juden im Land der heldenhaften Dänen dargestellt. So verdeutlicht die Zeichnung des salomonischen Tempels aus einem Gebetsbuch in der Form des Rosenborg-Schlosses König Christians IV., das hier sowohl Israel als auch Dänemark als die verheißenen Länder begriffen wurden. Schließlich heißt der Bau nicht Jüdisches Museum, sondern Dänisch-Jüdisches Museum, um zu betonen, dass sich die jetzt wieder 6000-köpfige Gemeinde als integraler Teil des dänischen Volkes versteht.

Igal Avidan

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