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Kultur: Das Deutsche Architekturzentrum Berlin zeigt eine Ausstellung über den bemerkenswerten Karrierestart des Büros

Inmitten einer öden, dicht von Plattenbauten umstellten Rasensteppe in Berlin-Hohenschönhausen liegt unverhofft ein Streifen Landschaft, so eigentümlich und fremd, als sei er des Nachts vom Himmel gefallen. Er besteht aus einer mit klaren Kanten abgegrenzten Abfolge von Feldern unterschiedlicher Oberfläche, die in ein langgestreckten Rechteck komponiert sind: Betonplatten, feiner Kies, Erdreich, Rasen, hölzerne Stege, Sand.

Inmitten einer öden, dicht von Plattenbauten umstellten Rasensteppe in Berlin-Hohenschönhausen liegt unverhofft ein Streifen Landschaft, so eigentümlich und fremd, als sei er des Nachts vom Himmel gefallen. Er besteht aus einer mit klaren Kanten abgegrenzten Abfolge von Feldern unterschiedlicher Oberfläche, die in ein langgestreckten Rechteck komponiert sind: Betonplatten, feiner Kies, Erdreich, Rasen, hölzerne Stege, Sand. Nur ein paar Bänke, eine Skulptur und symmetrisch gepflanzte Kiefern beleben den Parkstreifen. Aus der Luft betrachtet erinnert das minimalistische "Gartenkonzentrat", so der Titel der Arbeit, an elektronische Balkencodes und Mondriansche Flächenkompositionen. Es ist eine von zehn aktuellen Arbeiten des Landschaftplanungsbüros ST raum a., die derzeit im Deutschen Architekturzentrum ausgestellt sind. Hinter dem extravaganten Kürzel stecken die jungen Landschaftarchitekten Stefan Jäckel und Tobias Micke. Dass ihre Entwürfe im Architekturzentrum zu sehen sind, liegt vielleicht an deren dezidiert architektonischem Charakter: Die Mehrzahl der Pläne zeigt nur wenig Grün, manche kommen ganz ohne Vegetation aus.

ST raum a. praktizieren eine Freiraumgestaltung, die sich bewusst zur Stadt bekennt und nicht versucht, durch möglichst viel "Natur" das Steinerne der Stadtlandschaft zu mildern. Durch ein wohl gewähltes Repertoire von Oberflächen, Pflanzen und Möblierungen gewinnen viele ihrer Entwürfe einen fast skulpturalen Charakter. Fast möchte man sagen, daß die Grenze zur land-art berührt, wenn nicht im Einzelnen überschritten wird. Ein solches Verständnis von Landschaftsgestaltung, wie es in Berlin nicht alleine ST raum a. vertritt, darf zu Recht als neue, seit Ende der achtziger Jahre herausgebildete Gestaltungslehre öffentlicher Räume verstanden werden.

Das Planer-Duo hatte das Glück, bisher zu höchst unterschiedlichen Aufgaben gestalterisch Stellung beziehen zu können: Berliner Stadtplätze, ein neuer Friedhof, die Umgestaltung des Kirchplatzes im brandenburgischen Rheinsberg, aber auch die Grünanlagen eines Gefängnis-Neubaus. Fast schon atypisch für ihren spartanischen Stil ist der Entwurf für den Garten der Sparkassenakademie im brandenburgischen Lichtenwalde. Hier suchen die Garten-Baumeister die Strenge achsiale Anordnung des Akademiegebäudes und der Logierhäuser zu konterkarieren, in dem sie den von der Bebauung umschlossenen Garten als Neuinterpretation eines barocken Labyrinthgartens entwarfen. Dazu komponierten sie ein mäandernd über eine Rasenterasse gelegtes, hügeliges Floralrelief aus organisch geformten Hecken, Bäumchen und Schmuckbeeten. Blau gefärbte Asphaltwege durchschlängeln das kunterbunte Gärtlein im Zick-Zack. Das ganze ist mit bunt lackierten hölzernen Sitzpollern und Bodenleuchten garniert.

Im Kontrast zu der jahrzehntelang praktizierten Freiraumverunzierung durch Tiefbau- und Grünflächenämter mit ihren trostlos-pflegeleichten Pflanzkübel-, Poller und Wippepferdchenmöblierungen sind die sperrigen, minutiös durchgestalteten stadträumlichen Intervetionen des ST raum a.-Teams eine Wohltat für die Sinne. Allerdings laufen sie an manchen Stellen Gefahr, mit ihren teils verspielt-zeichenhaften, teils betont puristischen Ordungsmustern die Aufenthaltsqualitäten der Gärten und Plätze dem konzeptionellen Überbau ihrer Arbeiten unterzuordnen. Jäckel und Micke stehen beinahe noch am Beginn ihrer Laufbahn. Der Weiterentwicklung ihres raumgestalterischen Werks ist mit Aufmerksamkeit entgegenzusehen.Deutsches Architekturzentrum Köpenicker Straße 48/49, bis 9. Oktober.

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