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Kultur: Das dreißigste Jahr

CHORMUSIK

Das Jubiläum, das im Kammermusiksaal mit Vorschusslorbeeren und pfeifender Sympathiekundgebung gefeiert wird, wirkt wie die Sonderausgabe eines Klassentreffens. Sonderausgabe, weil es um eine Klasse von Gleichgesinnten geht, die sich aus dem Hanns Eisler Chor, seinen Dirigentinnen Christina Hoffmann-Möller und Susanne Jüdes, Instrumentalisten und ehemaligen, nun als Festredner tätigen Chormitgliedern zusammensetzt, ferner aus Komponisten, die Chormitglieder sind oder waren, oder solchen, deren Werke das Repertoire der Sänger und Sängerinnen bestücken, kurzum: Freundschaften fürs Leben. In der ersten Reihe sitzt Heinz Schreiter, 88-jährig, wie gesagt wird, und wir erinnern uns, dass er als Komponist der Gemeinschaft inspirierend gedient hat. Heute heißt es, Werke von Eisler mit Uraufführungen zu verbinden, denn das 30-jährige Bestehen soll ganz im Stil des Chors begangen werden. Dem Eisler-Titel „Lob der Dialektik“ antworten „30 Jahre Chordialektik“, eine Hommage an Hartmut Fladt (Chormitglied, UdK-Professor) von Hellmut Pätsch (Chormitglied mit Kabarett- und Rock-Praxis). Bei Fladts eigenen „Deutschen Tänzen“ kommen Zweifel auf an der repetitiven Art, den Sauren Regen zu beschreiben.

Die Eisler-Nachfolge mit ihrem straffen rhythmischen Singen kämpft gegen das Altern des Genres. Bekanntes verfremden, Walzer mit Spitzen, jazzig Politik machen: die Ästhetik tritt allmählich zu sehr auf der Stelle, wenn auch die Stelle einmal schön und wichtig war. Aus den acht Uraufführungen ragen ein „Dialektisches Requiem“ von Wilhelm D. Siebert heraus, eigene Dialektik bis zur Archaik getrieben, und „Das Netz“ von Andreas Brauer, in dem – network, innovation – der Siemens-Jahresbericht 2001 musikalisch aus dem Vollen schöpft.

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