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Kultur: Das Dunkel lichtet sich

Die internationale Hilfsbereitschaft kommt endlich auch im Irak an

Was fehlt tatsächlich im IrakMuseum in Bagdad? Sind es 33 Ausstellungsstück? 3000? Oder 8000? Viele einander widersprechende Meldungen kursierten in letzter Zeit. Jetzt, neun Wochen, nachdem Plünderer in das ungeschützte Museum eingedrungen waren, steht folgendes fest: Von 170 000 fehlenden Exponaten ist nicht mehr die Rede. Dennoch fehlen immerhin noch mehr als 10 000. Das hatte Museumsdirektorin Nawala al-Mutawalli am Wochenende dem „Spiegel“ gesagt. Anderen Quellen zufolge sprach sie gestern von „einigen Tausend“ – aber dabei wird es wohl nicht bleiben. „Die Zahlen werden wieder steigen“, warnt Margarete van Ess, Chefin des Bagdad-Büros des Deutschen Archäologischen Instituts. Die Prüfung der fünf lagerhallengroßen Magazine dauere ja noch an. Wahrscheinlich werde man erst im Herbst wissen, wie groß der Schaden wirklich sei.

Allein aus der Ausstellung sind nach bisherigen Erkenntnissen 47 bedeutende Funde verschwunden. Zu ihnen gehören der 5100 Jahre alte Frauenkopf aus Warka und die älteste große Kupferstatue der Welt, die um 2250 vor Christus in Akkad gefertigt wurde. Die berühmte Vase von Warka hingegen ist, wie berichtet, wieder aufgetaucht. Drei Männer hatten sie aus dem Kofferraum eines Toyota gezogen, als sie ihre Beute freiwillig zurück brachten. Insgesamt sollen reumütige Plünderer nach Aufrufen in Moscheen mehr als 1300 vermisste Schätze zurückgegeben haben.

Zu den guten Nachrichten gehört auch, dass die internationale Hilfsbereitschaft endlich im Irak ankommt. Fast acht Wochen waren die Museumsangestellten auf sich gestellt geblieben, denn Kollegen hatten sich nur vereinzelt ins gefährliche Land getraut. Noch am Wochenende sagte der ehemalige Museumsdirektor Muayad Damerji auf einem Symposium in Wien, dass „konkrete Zusagen für Hilfeleistungen“ noch ausstehen. Doch nun packt John Curtis, Fachbereichsleiter des British Museum, zusammen mit zwei Restauratoren im Museum mit an. „Die Kollegen schreiben auf, was sofort benötigt wird“, sagt Margarete van Ess. Ohne Verwendungsnachweise oder Kostenvoranschläge könne eben auch die Unesco nicht tätig werden.

Deren zweite Irak-Mission startet Ende des Monats. Die erste war mehrfach verschoben und dann Ende Mai in abgespeckter Form entsandt worden. Diesmal sollen die Experten auch die wichtigsten Ausgrabungsstätten besuchen. Dort wird die Lage immer schlimmer, sagt Paula Leoncini aus dem Pariser Unesco-Büro. Plünderer reißen mit Baggern die Erde auf. „Unser Problem ist nicht mehr das Museum. Wir müssen so schnell wie möglich die Ausgrabungsstätten schützen. Aber wie?“ rcf

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