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Kultur: Das Fell des Löwen

Ottomeyer warnt vor Restitutionswelle

Auf die deutschen Museen kommt eine neue Welle von Restitutionsforderungen zu, warnte Hans Ottomeyer, Generaldirektor des Deutschen Historischen Museums in Berlin, am Freitag vor dem Sonderausschuss „Restitution“ des Berliner Abgeordnetenhauses. Schon jetzt hätten Auktionshäuser „das Fell des Löwen“ unter sich verteilt: „Erst vor zwei Wochen hatten wir Mitarbeiter des Auktionshauses Christie’s im Museum, die sich überlegt haben, wie hoch der Rock Friedrichs II. oder die Gewänder der Königin Luise bei einer internationalen Versteigerung angesetzt werden könnten.“ Die deutschen Museen, so Ottomeyer, seien auf diese Forderungen der ehemaligen Fürstenhäuser, die ab 2011 geltend gemacht werden können, bislang kaum vorbereitet. Es müsse dringend ein Fonds geschaffen werden, der bis 2011 kontinuierlich aufgestockt werde, damit den Forderungen begegnet werden könne.

Auch Christian Mothes, Stellvertreter der Generaldirektion der Stiftung Stadtmuseen Berlin, berichtete von regelmäßigen Restitutionsanfragen an sein Haus: So sei in der letzten Woche ein Bild von Paul Friedrich Meyerheim zurückgefordert worden, das erst 2002 im Rahmen einer Sammlung erworben worden war. Der Fall wird derzeit geprüft. Angesichts der riesigen Depotbestände der deutschen Bestände sehen beide Museumsleute jedoch kaum die Möglichkeit, allen Restitutionsforderungen durch vorausgreifende Provenienzforschung zu begegnen. Klassische Forschungsinstrumente wie Bestandskataloge seien viel zu lange vernachlässigt worden, es fehle an Fachkräften und an Finanzmitteln. Der regelmäßig tagende Sonderausschuss „Restitution“ wurde 2007 ins Leben gerufen, um die Umstände der Rückgabe von Ernst Ludwig Kirchners Hauptwerk „Berliner Straßenszene“ zu untersuchen. til

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