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Kultur: Das Flackern des Flämmchens

versucht den Überblick über das Weltwissen zu bewahren Denis Diderot, der Stammvater des Projekts, schrieb über Schönheit und Seele, aber auch über Falschspieler und Trinkschokolade. Das gesamte Weltwissen, hübsch alphabetisch sortiert, zwischen ein paar Buchdeckel zu spannen – was für ein Unternehmen!

versucht den Überblick über das Weltwissen zu bewahren Denis Diderot, der Stammvater des Projekts, schrieb über Schönheit und Seele, aber auch über Falschspieler und Trinkschokolade. Das gesamte Weltwissen, hübsch alphabetisch sortiert, zwischen ein paar Buchdeckel zu spannen – was für ein Unternehmen! 1751 erschien der erste Band, drei Jahrzehnte später waren es 35. Über 170 Autoren leisteten ihren Beitrag, darunter „Edelfedern“ wie Voltaire, Rousseau, Montesquieu und Buffon. Die „Encyclopédie“ wurde ein Flaggschiff der Aufklärung, trotz der Widrigkeiten, mit denen die Herausgeber Diderot und d´Alembert zu kämpfen hatten: Die Jesuiten orakelten von Sittenverfall und Gottlosigkeit, die staatlichen Zensoren des Ancien Régime schmuggelten einen Polizeispitzel ein. Zweimal wurde das Projekt verboten, einmal musste Diderot von seinen Verlegern aus der Festungshaft losgeeist werden.

Die Geschichte ist so abenteuerlich, dass sie nach einem Roman geradezu schreit. Philipp Blom hat ihn geschrieben. In „Das vernünftige Ungeheuer“ bekommt man die Innenseite des Projekts zu Gesicht – Fehden und Freundschaften unter den Enzyklopädisten, ihre Siege und Niederlagen. Heute kommt Blom mit seinem in Hans Magnus Enzensbergers „Anderer Bibliothek“ erschienenen Buch ins Literaturhaus (20 Uhr, Fasanenstr. 23, Charlottenburg).

Den Überblick zu bewahren und Ordnung zu stiften ist im Zeitalter von Wikipedia nicht einfacher geworden. Gerade in einer Stadt wie Neapel, wo die natürliche Unordnung der Dinge zu regieren scheint. Valeria Parrella hat es dennoch versucht. In den Erzählungen aus „Die Signora, die ich werden wollte“ (SchirmerGraf ) begleitet sie junge Frauen auf der Arbeitssuche, erzählt von Illegalität, prekären Finanzlagen und vom Heiraten. Eigentlicher Protagonist aber ist Neapel, die Stadt, in der man sich täglich neu erfinden muss. Parrella liest am 6.6. in der Buchhandlung Dante Connection (20 Uhr, Oranienstr. 165a, Kreuzberg).

Da die Klagenfurter „Tage der deutschsprachigen Literatur“ ins Haus stehen, bereitet man sich am LCB (Am Sandwerder 5, Zehlendorf) schon einmal auf das große Wettlesen vor. Am 1.6. (20 Uhr) diskutieren Thierry Chervel vom „Perlentaucher“, der Literaturwissenschaftler Norbert Miller und die Schriftsteller Imran Ayata , Zoran Drvebkar sowie Burkhard Spinnen über die Gleichzeitigkeit von regem Literaturbetrieb und abnehmender Lektürekompetenz (Pisa!). Gemeinsam rufen sie: „Lesen Sie gefälligst!“ Nicht zuletzt, um das Flämmchen der Aufklärung am Flackern zu halten.

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