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Das Gyldfeldt Quartett wurde 2016 in Leipzig gegründet.

© Josef Schumann

Das Gyldfeldt Quartett in Berlin: Feine Sache

In der Konzertreihe "Debüt im Deutschlandfunk Kultur" begeistert das Leipziger Gyldfeldt Quartett im Kammermusiksaal der Philharmonie.

Diese Konzertreihe ist ein Segen. Das „Debüt im Deutschlandfunk Kultur“, 1959 gegründet als „RIAS stellt vor“, ermöglicht es jungen Künstlerinnen und Künstlern, als Solist oder Dirigent mit dem Deutschen Symphonie-Orchester aufzutreten oder sich in kleiner Besetzung im Kammermusiksaal der Philharmonie zu präsentieren. Schon in normalen Zeiten ist das eine grandiose Gelegenheit. Jetzt aber, in Corona-Zeiten, wo es Newcomer besonders schwer haben, weil die privaten Konzertveranstalter vor allem auf bekannte Namen setzten (müssen), um die eigene Insolvenz abzuwenden, ist die gebührenfinanzierte „Debüt“-Serie gar nicht hoch genug zu loben.

Mit einem Auftritt des österreichischen Simply Quartetts sollte die Saison eigentlich beginnen – doch das kam nicht aus Wien weg. Zwei Musikerinnen und zwei Musiker aus Leipzig durften nachrücken – und sie ergriffen ihre Chance, beeindruckte das Publikum im Kammermusiksaal nachhaltig mit ihrer künstlerischen Reife (das Konzert ist noch bis zum 26. November auf der Website von Deutschlandfunk Kultur nachzuhören).

Stimmige Interpretationen

Seit 2016 erst gibt es das Gyldfeldt Quartett, doch Cellistin Anna Herrmann, Bratschistin Sarah Praetorius sowie die Geiger Jonas Reinhold und August Gyldfeldt Magnusson haben schon ihren eigenen Ton gefunden. Der äußerst variabel ist, weil sie ihr Klangideal jeweils aus dem Geist der gespielten Werke entwickeln. Beethovens Opus 18/1 und Schuberts Quartettsatz wirken ästhetisch also ganz anders als Carl Nielsens F-Moll Quartett.

Der spätromantische Däne braucht in den Augen des Gyldfeldt Quartetts einen viel saftigeren, emotional plakativeren Zugriff als die beiden Wiener Klassiker. Das Toben der sturmgepeitschten Ostsee kann man im Kopfsatz von Nielsens 1890 entstandener Partitur heraushören, im Adagio erblüht der Klang mit samtiger Üppigkeit, klug gestalten die Vier den Spannungsbogen der großen Crescendo-Passage im dritten Satz mit gemeinsamem Atem.

Viel zurückgenommener, hausmusikhafter geht das Gyldfeldt Quartett dagegen Beethovens 1799 komponiertes Quartett sowie Schuberts Fragment von 1820 an. Hier geht es um die feinen Nuancen, bleiben die instrumentalen Stimmen schlank und zartgliedrig, selbst dort, wo es musikalisch mal vehementer wird. Das überrascht zunächst, erweist sich aber schnell als stimmige interpretatorische Entscheidung: Weil das Publikum so angeregt werden, ganz genau hinzuhören.

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