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Dorfjungs. Suraj Sharma als Ramakant und Tony Revolori als Lula (v.l.)

© dpa/Camino Filmverleih

Das indische Drama "Umrika": Wo die Häuser himmelhoch sind

Auswandern auf indisch: In Prashant Nairs Drama „Umrika“ sucht sein Dorfjunge seinen in Amerika verschollenen Bruder.

Sehnsucht braucht einen Ort, einen Namen. Für den jungen Udai ist das Amerika. Das gelobte Land, wo die Häuser himmelhoch sind, der Schnee eisig kalt und die Zukunft rosig. Anders als in seinem Dorf Jitvapur im Süden Indiens. Das liegt so hoch in den Bergen, dass die Wolken die Aussicht verstellen. Mitte der 80er Jahre macht sich Udai zum Kummer und zum Stolz seiner Eltern auf, stark beneidet vom kleinen Bruder Ramakant. Die Briefe, die nach einer Weile von Udai aus Umrika eintreffen, sind ein Lebenselixier fürs ganze Dorf. Wen stört’s da schon, dass sie statt Fotos Zeitungsausschnitte zeigen. Als eines Tages kein Lebenszeichen mehr aus dem magischen Amerika kommt, macht sich Ramakant, der inzwischen so alt wie Udai bei seiner Abreise ist, auf, um herauszufinden, was aus dem Bruder geworden ist. Die Suche führt nach Mumbai, wo er sich samt dem ihm nachgefolgten Freund Lalu durchschlägt und an zwielichtige Geschäftemacher und Schleuser gerät.

„Umrika“ ist der zweite Film des französischen Regisseurs Prashant Nair, der 2012 mit der flockigen Indie-Komödie „Delhi in a Day“ debütierte. Selbst in Indien geboren, aber in Europa und Afrika aufgewachsen, reflektiert er in „Umrika“ das ihm bestens bekannte Wandern zwischen unterschiedlichen Welten. Das funktioniert in der ersten Hälfte des Film sehr schön, als verklärte Bilder einer 16-Millimeter-Kamera den warm gezeichneten indischen Dorfalltag mit der kalten und alsbald auch verbrecherischen Großstadt kontrastieren. Doch dann verliert sich Prashant Nair, der sichtlich mehr dem europäischen als dem Bollywood-Kino verhaftet ist, zusehends in verschachtelten Erzählbögen. Am Ende fühlt man es im Kino am eigenen Leib: Der Weg nach Umrika ist verwirrend und steinig. Freude macht dagegen das Wiedersehen mit Suraj Sharma, der nach der Hauptrolle in „Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger“ hier nun den hingebungsvollen Sohn und Bruder Ramakant spielt. Und mit Tony Revolori, dem patent-naiven Pagen aus „Grand Budapest Hotel“. Er punktet als aufrechtes, herzliches Landei im urbanen Gespinst aus Lebensträumen und Lebenslügen. Gunda Bartels

In den Kinos Cinemaxx Potsdamer Platz, OmU: Babylon Mitte, Zukunft

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