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Kultur: Das Leben ist eine Leerstelle

Adieu Mitte: Nach zehn Jahren hat die Galerie M+R Fricke einen neuen Ort

Die östliche Invalidenstraße ist noch immer relativ unberührt, was die Kunst anbelangt. Dort gibt es bislang kaum Galerien, der Hamburger Bahnhof und das neue Galerien-Cluster in der Heidestraße sind zwar nah, aber doch nicht in unmittelbarer Nachbarschaft. Diese Leerstelle hat die Galeristinnen Marion und Roswitha Fricke gelockt. Ein Jahr lang suchten die beiden nach neuen Räumen für ihre Berliner Dependance der Galerie M+R Fricke, in dieser Zeit stellten sie kaum aus. Nun feiern sie in der Invalidenstraße ihr zehnjähriges Berlin-Jubiläum und gleich auch einen Neubeginn.

Denn seit Oktober letzten Jahres verzichtet die Galerie auf ihren ursprünglichen Standort im Rheinland. „Düsseldorf ist für uns nicht mehr so bedeutend“, sagt Roswitha Fricke. „Alle wichtigen Kontakte ergeben sich für uns in Berlin, hier treffen wir Sammler, Künstler und Geschäftspartner.“

Damit reagieren Frickes auf einen Trend, der sich inzwischen auch bei den etablierten Galerien abzeichnet: Statt einer Dependance eröffnet man in Berlin gleich seinen künftigen Hauptstandort und schließt ihn andernorts.

1997 entschieden sich die beiden Schwestern, die in Düsseldorf seit 1982 die Galerie betrieben, für einen Projektraum in der Linienstraße – lange, bevor andere Kollegen an etwas wie eine Zweigstelle dachten. Mit Künstlern wie John Beech, Sid Gastl, Martin Schwenk oder der mittlerweile sehr erfolgreichen Zeichnerin Kiki Smith brachte die Galerie immer wieder neue Positionen in die Hauptstadt.

Der Anfang war ein Abenteuer. „In der Linienstraße gab es damals außer uns nur die Galerie Klosterfelde“, erinnert sich Roswitha Fricke. Zahlungskräftiges Kunstpublikum verirrte sich – im Gegensatz zu neugierigen Kuratoren und Museumsleuten – kaum in den Osten, und subversive Interventionen, wie sie die Gruppe „Büro Berlin“ damals im Auftrag der Galerie in Berlin vornahm, waren dazu nicht besonders markttauglich. Heute holt die Galerie regelmäßig junge Talente an Bord.

Sechs Neuzugänge, die teils bald auch einzeln gezeigt werden, sind nun in der Ausstellung „Preview“ zu sehen; darunter Mark Pepper mit einem begehbaren Peep-Show-Kasten, der Bildhauer Karlis Rekevics mit einer Kohlezeichnung oder Katie Holten mit psychedelischen Pflanzenzeichnungen. Die Künstler der Galerie nutzen alle Medien, ihre Arbeiten verbindet allerdings ein zeichnerisches, narratives Element. Sogar in Jenny Perlins Video „Box Office“ spielen gezeichnete Buchstaben die Hauptrolle.

2008 wird M+R Fricke in den neuen, größeren Galerieräume sechs bis sieben Ausstellungen zeigen. Den Auftakt macht ab 25. Januar Pauline Kraneis, deren ornamentale, illusionistische Wandzeichnungen das Profil der Galerie sehr gut widerspiegeln. Birgit Rieger

Galerie M+R Fricke, Invalidenstr. 114; bis 18.1., Di-Fr 11-18 Uhr, Sa 12-17 Uhr.

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