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Kultur: Das letzte Aufgebot - neues Nutzungskonzept liegt vor

Die Freie Volksbühne gilt als eines der schöneren Theater der Stadt. Nach dem Notverkauf des traditionsreichen Hauses in der Schaperstraße vor einem Jahr an eine Schweriner Immobiliengesellschaft, steht ihm jetzt der Umbau zu einem Kinokomplex mit 1600 Plätzen bevor.

Die Freie Volksbühne gilt als eines der schöneren Theater der Stadt. Nach dem Notverkauf des traditionsreichen Hauses in der Schaperstraße vor einem Jahr an eine Schweriner Immobiliengesellschaft, steht ihm jetzt der Umbau zu einem Kinokomplex mit 1600 Plätzen bevor. Der neue Inhaber möchte in dem denkmalgeschützten Gebäude ein "Art House" errichten. Noch sind die Bauanträge nicht genehmigt und das Verkehrsgutachten vom Baustadtrat ist nicht abschließend geprüft. Doch obwohl der Eigentümer des Grundstücks die Rückbaufähigkeit aller im Gebäude vorgenommenen Veränderungen gewährleisten muss, ist kaum damit zu rechnen, dass dort je wieder Theater gespielt werden wird.

Auf Initiative der Betreiber der benachbarten "Bar Jeder Vernunft" wird jetzt doch noch einmal über eine Theaternutzung des nach zahlreichen erfolglosen Musical-Gastspielen verwaisten Hauses nachgedacht. Dem Vernehmen nach planen Holger Klotzbach und Lutz Deisinger, die Freie Volksbühne als eine Art Gastspielhaus aufzubauen, wie es Ivan Nagel mit Blick auf eine Übernahme der Berliner Festspiele gefordert hatte. Über die Höhe der Nutzungskosten kann man nur spekulieren, dem Vernehmen nach liegt sie jedoch deutlich unter 1,5 Millionen Mark. Das wäre, im Gegensatz zu Schiller- oder Metropol-Theater, die allerdings dem Land Berlin gehören, ein überschaubarer Aufwand, um die Freie Volksbühne als bespielbares Theater zu retten. Doch Klotzbach und Deisinger können ihr Konzept aus eigener Kraft nicht realisieren. Sie brauchen einen Partner. Und die Zeit wird knapp. Denn die Frist, um der Vertragsunterzeichnung mit einem Kinobetreiber zuvorzukommen, läuft in den nächsten Tagen ab. "Wir waren einer Theaterlösung gegenüber stets aufgeschlossen", erklärt Investor Friedhelm Boese, "aber wir haben Verträge einzuhalten."

Ob die Kultursenatorin den Vorstoß der beiden erfolgreichen Varieté-Betreiber unterstützen kann, ist fraglich. Monika Grütters, Vorsitzende des Kulturausschusses, signalisiert ein Entgegenkommen: "Es kann nicht sein, dass wir, weil uns woanders 70 Millionen fehlen, hier nicht wenigstens ein oder zwei Millionen geben können." So haben die Berliner Festspiele vorsorglich angefragt, ob sie die Freie Volksbühne beim Theatertreffen für ein Gastspiel von Peter Zadeks "Hamlet"-Inszenierung verwenden dürfen. Es sei "nicht ausgeschlossen", sagt Thorsten Maß, Leiter des Theatertreffens, dass ihrem Wunsch entsprochen werde.

KM

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