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Kultur: „Das meiste ist ausgedacht“

Der Plot des Films klingt nach „Thirtysomethings in der Wirtschaftskrise“ …Ich habe das Buch 2007 geschrieben. Da war von Krise noch keine Rede.

Der Plot des Films klingt nach „Thirtysomethings in der Wirtschaftskrise“ …

Ich habe das Buch 2007 geschrieben. Da war von Krise noch keine Rede. Außerdem habe ich von Wirtschaft kaum Ahnung. Ich habe mir schlicht die Frage gestellt: Warum wird ein Mensch kriminell? Was gibt es noch für Gründe außer Gier, Armut und so weiter. Meine Hauptfigur wird kriminell, um aus seinem normalen Leben auszubrechen ...

… in Form von ungezügelter Gewalt?

Frederik Feinermann lebt stellvertretend für den Zuschauer den Drang aus, Grenzen zu überschreiten. Allerdings schlägt er dabei so über die Stränge, dass der Ausbruch ihn erst wahnsinnig berauscht, aber dann in die Tragödie führt.

Aber „Schwerkraft“ ist keine Tragödie. Die Jury des Max-Ophüls-Festivals lobte die „delikate Genre-Mischung“ und attestierte dem Film, in seinen besten Momenten an Filme der Coen Brothers zu erinnern.

Ich habe versucht, ein hartes Thema mit Leichtigkeit und viel Humor zu erzählen. Und ich glaube, das funktioniert …

… auch wegen der Schauspieler. Fabian Hinrichs ist gerade für den Deutschen Filmpreis nominiert worden.

Ich hatte mit Fabian Hinrichs schon einen Kurzfilm gedreht und wollte unbedingt, dass er in meinem ersten Langfilm die Hauptrolle spielt. Außerdem habe ich mit ihm in einer WG gelebt, als das Drehbuch entstand. Ein luxuriöser Zustand.

Den Part von Frederiks Kumpel Vince hat Jürgen Vogel übernommen. War es schwierig, ihn für einen Debütfilm zu gewinnen?

Jürgen Vogel war beim Schreiben die Idealbesetzung. Ich hätte aber nicht davon zu träumen gewagt. Dann haben wir ihm das Drehbuch zukommen lassen – und ewig nix gehört. Dann rief er mich an, und ich dachte: Das ist ein Kumpel, der mich verarscht ... und habe auch entsprechend ironisch reagiert: „Ja, Jürgen Vogel, alles klar!“ Aber er war es wirklich.

Wie sind Sie an den Stoff herangegangen?

Ich kann nicht sagen, dass die Entwicklung des Stoffes besonders recherchelastig war. Ich wollte zwar noch ein Praktikum in einer Bank machen, aber das haben die mir nicht erlaubt. Die meisten Sachen habe ich mir einfach ausgedacht ...

… und herausgekommen ist eine Mischung aus Charakterstudie, Drama und Komödie, unterlegt mit ungewöhnlich schneller, massiger Musik ...

Psychobilly! Ich stehe auf handgemachte alte, dreckige Musik. Und Psychobilly hatte ich so im Kino noch nicht gehört.

Die Musik ist eigens für „Schwerkraft“ komponiert worden.

Genau. Wir haben nur zwei Songs lizenzieren lassen. Alles andere ist handgemacht, von Jakob Ilja, dem Gitarristen von Element of Crime. Ich muss sagen: Auf den Soundtrack bin ich stolz.

Das Gespräch führte Mark Diening.

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