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Kultur: Das Paradies ist noch nicht ausgebucht

CHORMUSIK

Leicht fällt er nicht, der frühlingstrunkene Schritt aus dem sonnigen Paradies des Schlossparks von Sanssouci in das kühle Gemäuer der Friedenskirche . Doch mit Hilfe der Himmelskönigin Maria, deren Lob man in einem ausgesuchten Programm epochenübergreifend anstimmte, ließen die vocal- concertisten einen musikalischen Paradiesgarten erstehen, den man mindestens so ungern verließ, wie zuvor Lennés idealische Parkanlage. Etliche Takte hymnisches Lob hat sich dieses Ensemble, das Kristian Commichau zu einem der musikalisch inspirierendsten unter Berlin-Bandenburgs Chören entwickelt hat, deshalb auch selbst verdient. Gäbe es in der Friedenskirche einen Beichstuhl, dann würde sogar der protestantisch übernüchterne Kritiker darin die kleine Frage zurückgelassen haben, ob die Soprane mit ein wenig mehr Zuwendung des Dirigenten noch mutiger hätten strahlen können.

Ob der Chor eine gewichtige Motette von Monteverdi, einen madrigalisch intimen Lobgesang von Palestrina, einen innigen Mariengruß von Poulenc oder Benjamin Brittens beherzte „Hymn to the Virgin“ anstimmte: Er tat es stets mit klarer Intonation, herzerfrischend glaubhaftem Ausdruck sowie einer beseelten Dynamik, deren Nuancen vom zärtlich gehauchten Namen der Himmelsjungfrau bis zu jenem durchdringend bewegenden Forte reicht, zu dem die Lanze den Leib ihres gekreuzigten Sohnes durchbohrt. Dass die knapp fünfzig Sänger durchsichtige Texturen herstellen können wie Solisten, dass sie bei jedem Einzelwort wissen, was sie mitteilen wollen: All dies bewiesen sie zu krönendender Letzt mit Domenico Scarlattis zehnstimmigem Stabat Mater, dessen koloraturbeladene Schlussfuge ihnen sogar noch als Zugabe locker von den Lippen ging.

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