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Kultur: Das Prinzip Heiterkeit

Der Festakt zu 50 Jahren Deutsche Kinemathek.

Am Ende des offiziellen Programms, bevor zu Trank und Tanz gebeten wird, kommt es doch noch zu einer veritablen Festrede. Stimmlich zwar ausdrücklich indisponiert und deshalb zur Kürze entschlossen, liest der Schauspieler und Autor Hanns Zischler eine schöne, eher ausgreifende Laudatio auf die Bewahrung des Filmerbes vom Blatt, deren Girlandensätze irgendwann in der alliterierenden Trias vom Retten, Restaurieren und gar Reanimieren gipfeln.

Zu diesem Zeitpunkt jedoch wirken zumindest die vielen stehenden Festgäste im überfüllten großen Saal des Filmmuseums am Potsdamer Platz schon zart ermattet und, angestiftet nicht zuletzt von drei zuvor durch Judy Winter gegebenen Marlene-Dietrich-Chansons, zum Feiern der feuchtfröhlicheren Art entschlossen. Zumal der Festakt, abgesehen von knapperen Pultauftritten des Hausherrn Rainer Rother sowie der den Kulturstaatsminister Neumann vertretenden Bundestagskulturausschussvorsitzenden Monika Grütters, ohnehin mehr aufs Leichte setzt. So feierlich der Anlass mit dem Halbjahrhundert der Deutschen Kinemathek in Berlin sein mag: Steif will man ihn entschieden nicht begehen.

„Emotion pur“, das von Grütters forsch gesetzte Synonym fürs Kino überhaupt, bestimmt folglich den Abend mit vielen prominenten Gästen – von Günter Lamprecht bis Ulrike Ottinger, von Christian Petzold bis Nina Hoss, von Werner Herzogs jüngerem Bruder Lucki Stipetic bis zu Tom Tykwers Szenenbildner Uli Hanisch. Tykwer selbst, sagt RBB-„Stilbruch“-Moderatorin Petra Gute, die unermüdlich frisch durch den Abend führt, „promotet gerade ,Cloud Atlas' in China“. Was insofern eine gewisse Heiterkeit im Saal auslöst, als die dortigen Zensoren das knapp dreistündige Werk wegen allerlei hetero- und homosexueller Liebesszenen um satte 38 Minuten gekürzt haben – nicht gerade förderlich fürs Verständnis der ohnehin labyrinthischen Story.

Die heiterste Emotion aber beschert den Hunderten von im Filmhaus versammelten Cineasten der 91-jährige Ehrengast Ken Adam. Der legendäre Production Designer hat, wie so viele Filmkünstler, der Kinemathek viele seiner Schätze zur Ausstellung und Archivierung anvertraut. Als Petra Gute ihn beim Saalinterview forschend bedrängt, was für ein Gefühl es denn sei, all die Sachen herzugeben, antwortet Adam nach kurzem Überlegen, es sei zumindest „kein schlechtes Gefühl“. „Und Ihr Oscar?“, hakt die Moderatorin investigativ nach. Da zögert Adam keine Sekunde: „Den noch nicht.“

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