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Kultur: Das Reich ohne Sinne

Netzkunst ist immateriell.Manchmal so sehr, daß man sie kaum mehr findet.

Netzkunst ist immateriell.Manchmal so sehr, daß man sie kaum mehr findet.Zu Besuch im Allerheiligsten der documenta, dem MedienlaborVON TILMAN BAUMGÄRTEL1984 veranstaltete das Centre Pompidou in Paris eine folgenreiche Ausstellung mit dem Titel "Les Immateriaux".Die Schau sollte eine der wichtigsten Konditionen der Gegenwart beleuchten: das Verschwinden der sichtbaren Wirklichkeit in die abstrakten technologischen Räume der Telekommunikation und der Medien.Geschäfte, Unterhaltung, Information, Kommunikation - immer mehr Bereiche des täglichen Lebens verlagern sich in dieses Reich ohne Sinne, wie die Organisatoren schon damals hellsichtig im Katalog betonten: in den Computer, ins Internet oder - noch alltagsnäher für jedermann - in den Geldautomaten in der Schalterhalle der Sparkasse. Sichtbar bleiben nur die gesichtslosen Kisten, in denen die Technik steckt, die Vorgänge im Inneren sind nicht mehr sinnlich wahrnehmbar.Der postmoderne Philosoph Jean-François Lyotard, der damals an der Konzeption der Ausstellung beteiligt war, prägte für die Prozesse, die unsichtbar in der Technologie stattfinden, aber trotzdem auf das Leben eines jeden einzelnen Auswirkung haben, ein neues Wort: Immaterialien. Damals wurde die Ausstellung wegen ihrer revolutionären Konzeption in den höchsten Tönen gelobt.In diesem Sommer wird dagegen die

TILMAN BAUMGÄRTEL

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