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Kultur: Das Schlosstheater wie neu - Kammeroper und Musikakademie

Nun strahlen die alten Außenmauern des Rheinsberger Schlosstheaters wieder ockergelb über den See. Mehr als fünfzig Jahre erinnerten nur ausgebrannte Ruinen an den einstigen Musenhof von Kronprinz Friedrich und seinem Bruder Heinrich.

Nun strahlen die alten Außenmauern des Rheinsberger Schlosstheaters wieder ockergelb über den See. Mehr als fünfzig Jahre erinnerten nur ausgebrannte Ruinen an den einstigen Musenhof von Kronprinz Friedrich und seinem Bruder Heinrich. Noch in den letzten Kriegstagen hatte eine verirrte Granate das klassizistische Holztheater zerstört, und im Sozialismus dachte niemand ernsthaft an den Wiederaufbau. Durch die Gründung der Kammeroper Schloss Rheinsberg im Jahr 1991 kam jedoch neuer Schwung in die Sache. Deren Künstlerischer Leiter Siegfried Matthus verfolgte beharrlich seinen Traum vom Wiederaufbau des Theaters als neuer Spielstätte seiner Kammeroper. Schließlich machte er die nötigen 23 Millionen Mark beim Land Brandenburg, dem Bund und der Europäischen Union locker.

Unter den Blicken der Denkmalschützer entstand eine moderne Studiobühne, die auch als Kammermusiksaal genutzt werden kann. Im neuen Theater geben Fenster in den hellen Wänden den Blick frei auf Schloss, Park und See. Die variable Bestuhlung bietet dort bis zu 360 Besuchern Sitzplätze, wo früher die Bühne war. Die technische Einrichtung ist noch nicht komplett installiert, aber spätestens zu Ostern sollen modernste Multimedia-Anwendungen möglich sein. Schon jetzt können mit Hubpodien im gesamten Raum Spielflächen geschaffen werden. Bis zu 32 Musiker fasst der kleine Orchestergraben, gerade ausreichend für eine Kammeroper.

So erfreulich die Eröffnung eines Theaters in diesen Tagen gerade in Brandenburg sein mag, viel wichtiger als das prestigeträchtige Ereignis ist das Alltagsgeschäft in der Kleinstadt Rheinsberg. Hier muss der Spagat gelingen, sowohl das ortsansässige Publikum zu begeistern als auch die Touristen aus Berlin anzulocken. Noch im vergangenen Sommer kämpfte Siegfried Matthus mit harten Bandagen um die Leitung des Schlosstheaters. Sein künstlerisches Konzept konnte jedoch in den Potsdamer Ministerien nicht überzeugen. Weil der Theaterbau auch aus Tourismusmitteln gefördert wurde, muss eine ganzjährige attraktive Bespielung sichergestellt werden, was Matthus nicht garantieren konnte. Den Zuschlag für das Theater erhielt die Rheinsberger Musikakademie, die sowohl mit Konzerten als auch mit verschiedenen Bühnenstücken das Haus überregional verankern will. Selbstverständlich ist dabei auch Platz für die Kammeroper, sie wird das Theater jeweils im Sommer und zum Jahreswechsel mieten.

Die Leiterin der Musikakademie Ulrike Liedtke setzt in ihrem Programm für das Schlosstheater einerseits auf Ausgrabungen wie die Komische Oper "Die Fee Urgéle" von Johann Abraham Schulz aus dem frühen 19. Jahrhundert, andererseits auf Zeitgenössisches. Georg Katzer wird für Rheinsberg nach einem Drama Friedrichs II. die Oper "Der Maschinenmensch" schreiben, ein Werk von Helmut Zapf wird uraufgeführt sowie ein Musical "Rheinsberger Maskerade", in dem die verschiedenen Rheinsberger Hofkomponisten aufeinander treffen. Damit die finanzielle Kalkulation aufgeht, hofft Ulrike Liedtke auf gutes Wetter, denn der Saal muss eine Auslastung von durchschnittlich 80 Prozent erreichen. Sollten jedoch im Januar die Straßen vereist sein und die Berliner Touristen nicht so zahlreich strömen wie erhofft, könnte es sein, dass die ehrgeizigen Pläne im Herbst kräftig zusammengestrichen werden.Das Schlosstheater Rheinsberg wird heute um 20 Uhr mit der Uraufführung der Oper "Kronprinz Friedrich" von Siegfried Matthus wiedereröffnet.

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