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Kultur: Date mit London

Lange bevor Donald Rumsfeld das alte Europa für sich als unzeitgemäß entdeckte, hat seine Landsfrau Helene Hanff sich zu ihren Wurzeln aufgemacht und ist nach London gereist. Sie kommt zu einem anderen Urteil als der US-Verteidigungsminister: „Anachronismus bezieht sich auf etwas, das seit langem tot ist, und hier ist nichts tot.

Lange bevor Donald Rumsfeld das alte Europa für sich als unzeitgemäß entdeckte, hat seine Landsfrau Helene Hanff sich zu ihren Wurzeln aufgemacht und ist nach London gereist. Sie kommt zu einem anderen Urteil als der US-Verteidigungsminister: „Anachronismus bezieht sich auf etwas, das seit langem tot ist, und hier ist nichts tot. Die Geschichte, so könnte man sagen, erfreut sich bester Gesundheit und lebt in London.“ 20 Jahre hat sie auf diese Reise warten müssen und in dieser Zeit Nahrung gegen Sehnsucht nach London nur aus der Literatur und einem Briefwechsel mit einem Londoner Buchhändler gezogen. Dieser Briefwechsel kam 1970 mit Erfolg als Buch heraus. Für sie Gelegenheit, endlich London zu sehen. Die Erlebnisse dieses blind dates hat sie im Tagebuch festgehalten und 1973 veröffentlicht. Jetzt ist der Band auf Deutsch erschienen: eine wunderbar leichte Liebeserklärung an die Stadt und die Menschen ihres Herzens. Vergnüglich, selbstironisch, nicht liebesblind, für Amerikaner, Nicht-Amerikaner, für Amerika-Freunde und die, die Amerika zurzeit nicht so mögen.

Helene Hanff: Die Herzogin der Bloomsbury Street. Eine Amerikanerin in London. Aus dem Amerik. von S. Höbel. Hoffmann und Campe, Hamburg. 207 Seiten, 13,90 €.

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