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Kultur: Dem Echo folgen

Aquarelle von Martin Dammann in der Galerie Barbara Thumm

Als vor wenigen Wochen in den Nachrichten dieses Bild auftauchte, das vermeintlich Risse in einem Flügel der Raumfähre Columbia zeigte, fragte man sich: Ist das nun ein Dokument? Wie so oft blieb ein geheimnisvoller Rest, der neben der offensichtlichen Darstellung existiert. Dem 1965 in Friedrichshafen geborenen, in Berlin lebenden Künstler Martin Dammann würde diese Anekdote sicher gefallen. Er arbeitet mit den Medien Video und Fotografie, und ist dabei stets dem „Echo jener Bedeutung“ auf der Spur, die verborgen in allen elektronisch oder mechanisch generierten Bildern steckt.

In einer Doppelausstellung mit der Engländerin Bridget Smith ist in der Galerie Barbara Thumm gegenwärtig eine Reihe von Aquarellen von Martin Dammann ausgestellt – und das klingt nur im ersten Moment nach einer Neuorientierung. Denn natürlich geht es ihm auch hier um das Rätsel der Fotografie. Die Vorlagen für die Aquarelle stammen aus dem historischen Fotoarchiv, in dem Dammann zeitweilig sein Geld verdient. Man sieht darauf eine Frau auf einer Parkbank sitzen oder zwei Soldaten in einem Jeep. Auch eine Vorstadtstraße ist dabei, menschenleer und als Motiv unspektakulär: Vorgärten, in denen Goldregen und Blautannen wachsen.

Weshalb die Bilder aufgenommen wurden, lässt sich heute kaum noch feststellen. Was Dammann jedoch versucht zu „rekonstruieren“, ist der Umstand, dass sie einmal eine unmittelbare Sinnhaftigkeit besaßen. Er tut das, indem er Details farblich hervorhebt: Umrisslinien, Gesichter, Figuren. Dabei ist der Eindruck der Willkürlichkeit durchaus beabsichtigt. Wenn man so will, ist er sogar die Essenz. Fotos und das, was daraus entsteht, so sagt Dammann, sind immer nur Mutmaßungen.

Galerie Barbara Thumm, Dircksenstraße 41, bis 8. März; Dienstag bis Freitag 13-19 Uhr, Sonnabend 13-18 Uhr.

Ulrich Clewing

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