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DENKEN: Alles so schön neu hier

Für Immanuel Kant gab es genau vier Fragen, die sich ernsthaft denkende Menschen stellen müssen: Was kann ich wissen? Was soll ich tun?

Für Immanuel Kant gab es genau vier Fragen, die sich ernsthaft denkende Menschen stellen müssen: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Und: Was ist der Mensch? Wir beantworten sie, nicht immer ganz ernst gemeint, mit dem Hinweis auf eine besonders empfehlenswerte Veranstaltung im Berliner Vortrags-, Lesungs- und Debattendickicht – und auf den Menschen, der dahintersteht.

Was kann ich wissen?

Nichts Neues unter der Sonne? Oder doch? Besteht Kreativität, wie die bekannte Formel es will, aus 99 Prozent Transpiration und einem Prozent Inspiration? Die Frage, ob es überhaupt Neues gibt und wie dieses entsteht, beschäftigt nicht nur Philosophen, Psychologen, Hirnforscher und Kulturwissenschaftler, sondern auch Manager und Organisationspsychologen. Schließlich wird die Erfindungsgabe auch in Unternehmen gebraucht, ist Kreativität ein Wettbewerbsvorteil. Das Haus am Wannsee geht der Frage nach der Genese des Neuen nun in seiner II. Sommerakademie vom Freitag bis Sonntag in verschiedenen Gesprächsrunden nach (Argentinische Allee 30, Programm unter www.hausamwaldsee.de). Kritisch klingt der Vortragstitel des an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder lehrenden Kultursoziologen Andreas Reckwitz: „Kreativität für alle? - Das Dispositiv der Kreativität“. Kein Wunder, denn Reckwitz, der sich wissenschaftlich mit der „Erfindung der Kreativität“ auseinandergesetzt hat, postuliert: „Das ‚Neue’ als objektives Faktum gibt es nicht“ (Freitag 15 Uhr). Nicht weniger skeptisch klingt der Vortragstitel von Wolfgang Ulrich: „Der Kult des Neuen“. Ullrich, Professor für Kunstwissenschaft und Medientheorie an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe, fragt, ob Originalität und Kreativität im westlichen Denken ihren Zenit überschritten und an Stellenwert verloren haben (Sonnabend 10 Uhr). Und selbst die „Neuen Freunde“, über die der Philosoph und Autor Björn Vedder spricht, sind vielleicht keine, denn „wie weit tragen alte Konzepte, um das Neue der ‚Freundschaften’ im Facebook-Zeitalter zu erklären?“ (Sonntag 10 Uhr).

Was soll ich tun?

Ich melde mich unter: sommerakademie@hausamwaldsee.de an und packe einen Sonnenhut ein, denn das Haus am Waldsee hat einen schönen Garten, der zum Verweilen einlädt.

Was darf ich hoffen?

Dass ich auf neue Ideen komme.

Was ist der Mensch?

Ein Wesen, bei dem der Imperativ „Sei doch mal kreativ!“ zum Glück nicht wirklich funktioniert. Elke Brüns

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