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DENKEN: Aufruf zum Helikopterflug

Für den Philosophen Immanuel Kant gab es genau vier Fragen, die sich denkende Menschen stellen sollten: Was kann ich wissen? Was soll ich tun?

Für den Philosophen Immanuel Kant gab es genau vier Fragen, die sich denkende Menschen stellen sollten: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Und: Was ist der Mensch? Wir beantworten sie jeden Montag mit dem Hinweis auf eine besonders empfehlenswerte Veranstaltung im Vortrags-, Lesungs-, Debattendickicht Berlins und auf deren Protagonisten.

Was kann ich wissen?

Gunter Dueck hielt 2011 einen Vortrag auf der Medien- und Blogger-Konferenz Re:publica, der Furore machte. Seine Ausführungen zum „Internet als Gesellschaftsbetriebssystem“ wurden enthusiastisch gefeiert und tausendfach auf Youtube aufgerufen. In seinem früheren Berufsleben lehrte und forschte er zunächst als Professor für Mathematik an der Uni Bielefeld und am Wissenschaftlichen Zentrum der IBM in Heidelberg, war in den Präsidien der Gesellschaft für Informatik sowie der deutschen Mathematikervereinigung und arbeitete ab 1987 bei IBM Deutschland. Nach dem Re:publica-Auftritt häuften sich die Anfragen, Dueck ging in Frühpension und widmet sich seither seiner Leidenschaft, den zukunftsphilosophischen Fragen. Die Re:publica habe für ihn als „Lebenssinnaufwertung“ fungiert, resümiert der Autor, Redner und Business-Angel.

Was soll ich tun?

Ich verhalte mich entweder voll analog und fahre am heutigen Montag zur „Station Berlin“ (Luckenwalder Straße 4–6), berappe 150 Euro für ein Drei-Tages-Konferenz-Ticket der 13. Re:publica und höre mir um 12.15 Uhr Gunter Duecks „Aufruf zum metakulturellen Diskurs“ an. Oder ich lebe im Netz, bleibe zu Hause und schaue mir bequem den Livestream an. Oder ich höre den Vortrag später, wenn er auf Youtube steht.

Was darf ich hoffen?

Dass sich da einer aus dem Kleinklein alltäglicher Aufregungen und Shitstürme löst und die Gestaltung des Neuen in den Blick nimmt. Dass die Frage gestellt wird, inwieweit das Verhaftetsein in speziellen „Denkkulturen“ verhindert, dass wir gemeinsam die Wissensgesellschaft der Zukunft gestalten. Dass Dueck wie versprochen die Meta-Diskursmaschine startet, auf dass wir einen luftigen – und lustigen – Blick „aus dem Helikopter“ riskieren.



Was ist der Mensch?


Bei IBM wurde Dueck nach einigen starken Sprüchen von der Leitung als wild duck bezeichnet. Für ihn ein Ehrenname, denn im Amerikanischen meint der Begriff einen Querdenker. Als solcher will Dueck auch die Welt verbessern: Die oft als schmerzhaft wahrgenommene Veränderung des Lebens im Zeichen des Digitalen sei das „Geburtsweh“ in eine bessere Welt. Duecks Humor leistet hier wertvolle Hebammendienste. Elke Brüns

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