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DENKEN: Spielen muss der Mensch

Für den Philosophen Immanuel Kant gab es genau vier Fragen, die sich ernsthaft denkende Menschen stellen müssen: Was kann ich wissen? Was soll ich tun?

Für den Philosophen Immanuel Kant gab es genau vier Fragen, die sich ernsthaft denkende Menschen stellen müssen: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Und: Was ist der Mensch? Wir beantworten sie, nicht immer ganz ernst gemeint, mit dem Hinweis auf eine besonders empfehlenswerte Veranstaltung im Vortrags-, Lesungs- und Debattendickicht Berlins – und den Menschen, der dahintersteht.

Was kann ich wissen? 

Auch wenn es manchem nicht behagt und einige beim Stichwort Computerspiele zuerst an durchgedrehte Amokläufer denken, so ist die Schlacht letztlich geschlagen: Computerspiele sind Kulturgüter. Zwar genießt das neue Massenmedium (noch) nicht das gleiche Renommee wie die Buch- oder die Filmkultur, doch es holt auf – und das heißt: Es stellt nicht nur bei geschätzten 25 Millionen Spielern allein in Deutschland einen gigantischen Markt dar, sondern verschafft sich zunehmend auch das symbolische Kapital kultureller Anerkennung. 2008 nahm der Deutsche Kulturrat Spiele-Entwickler in seine Reihen auf, seit 2009 wird der Computerspielpreis vergeben – getragen nicht nur von Branchenverbänden, sondern auch vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Staatsminister Bernd Neumann. Auch die vielleicht berühmteste amerikanische Bibliothek, die Library of Congress, sammelt Spiele und arbeitet an einem Kanon berühmter Games.

Was soll ich tun?

Ein bisschen warmspielen am heimischen PC kann am Mittwoch (31.8.) sicher nicht schaden. Aber um 18.30 Uhr sitze ich dann schön analog im Digitalen Salon des Alexander-von-Humboldt-Instituts für Internet und Gesellschaft (Bebelplatz1/ Ecke Unter den Linden). Moderiert von Marlis Schaum diskutieren Christian Schiffer, Herausgeber des Spielemagazins WASD, Jörg Friedric, Lead Level Designer der deutschen Spielefirma Yager, Michael Liebe, Projektleiter der Deutschen Gamestage, und der Kulturwissenschaftler Christian Huberts über die Frage, ob „Computerspiele – Die Romane des 21. Jahrhunderts?“ sind. Christian Katzenbach, Forscher am Humboldt-Institut, führt ins Thema ein.

Was darf ich hoffen? 

Dass nicht alte Schlachten geschlagen, sondern neue Perspektiven eröffnet werden. Etwa diejenige nach der Autorschaft. Wenn Computerspiele die Romane des 21. Jahrhunderts sind, wer sind dann die Autoren? Die Programmierer, die Designer, die Spieler oder alle? Und welche Geschichten werden dann wie erzählt? Ach ja, und dass bei der nächsten Veranstaltung auch Frauen mitdiskutieren.

Was ist der Mensch?

Unser Kolumnenchef Kant hat’s nicht so mit den Spielen. Denn anders als die Arbeit verfolgen sie „keine Zwecke“. Man müsse sich nur mal kartenspielende Männer anschauen: „Da ergibt es sich, dass die Menschen nicht so leicht aufhören Kinder zu sein. Denn was ist jenes Spiel besser, als das Ballspiel der Kinder? Nicht, dass die Erwachsenen gerade auf dem Stocke reiten, aber sie reiten doch auf anderen Steckenpferden.“ Unser Praktikant und bekennender Kant-Leser Friedrich Schiller ist hingegen ein enthusiastischer Gamer: „Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“

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