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DENKEN: Was Worte können

Für den Philosophen Immanuel Kant gab es genau vier Fragen, die sich ernsthaft denkende Menschen stellen müssen: Was kann ich wissen? Was soll ich tun?

Für den Philosophen Immanuel Kant gab es genau vier Fragen, die sich ernsthaft denkende Menschen stellen müssen: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Und: Was ist der Mensch? Wir beantworten sie mit dem Hinweis auf eine besonders empfehlenswerte Veranstaltung im Vortrags-, Lesungs- und Debattendickicht Berlins – und den Menschen, der dahinter steht.



Was kann ich wissen?

„Wort“, das ist laut Duden die „kleinste selbstständige sprachliche Einheit von Lautung und Bedeutung“. Die Mehrzahl ist uneinheitlich: „Wörter“ bezeichnen ebendiese, ohne dass sie einen Zusammenhang bilden („Verzeichnis mit 100 Wörtern“), sonst handelt es sich um „Worte“. Vermutlich ließe sich die Performance Words, die die schottische Autorin A.L. Kennedy am Donnerstag abhält, also eher mit „Worte“ als mit „Wörter“ übersetzen. Wer ihr Werk nicht kennt, könnte angesichts der Romantitel – etwa „Paradies“ oder „Also bin ich froh“ – denken, hier schriebe eine Frohnatur. Weit gefehlt: Radikaler geht kaum ein Autor dem Quälenden und Gewalttätigen in der menschlichen Seele nach. Wenn sie ihren Figuren ein „Gleissendes Glück“ gewährt, dann ist das fast wie ein Gnadenstand – und der deutsche Titel zurecht nicht dudenkonform übersetzt (19 Uhr, Humboldt-Universität, Unter den Linden 6).

Was soll ich tun?

Mich innerlich wappnen. Kennedy zufolge solle ein Autor „daran arbeiten, seine Leser aufzuwühlen, nicht sich selbst“.

Was darf ich hoffen?

Auf eine Performance, die zeigt, dass Worte mehr können als nur eine gut geölte Kommunikationsmaschine anzutreiben.

Was ist der Mensch?

Wer über Kennedy schreibt, muss sich warm anziehen. Auf ihrer Homepage zitiert sie Besprechungen ihrer Bücher und Porträts ihrer Person und schreibt – besser: schießt – zurück. Ihr Favorit stammt aus dem Glasgow Herald: „There is something of the night about A. L. Kennedy.“ Sie habe nicht die geringste Ahnung, was der Satz bedeuten solle, entgegnet Kennedy – „but who cares“. Noch Fragen? Elke Brüns

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