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Kultur: Der Abschied von der Wanderwarze - Michael Morpurgo und Tony Ross verwandeln höchst amüsant Lesemuffel in Bücherwürmer

Manchmal sind es die kleinen Dinge, die einen aus der Bahn werfen können. Eben noch umschwärmt als bester Fußballspieler, findiger Klassensprecher und Liebling der Lehrerin, scheint jetzt alles in Frage gestellt.

Manchmal sind es die kleinen Dinge, die einen aus der Bahn werfen können. Eben noch umschwärmt als bester Fußballspieler, findiger Klassensprecher und Liebling der Lehrerin, scheint jetzt alles in Frage gestellt. Eine Warze. Eine Warze auf Billys Knie. Spott und Schadenfreude werden sich nun über ihn ergießen. Noch ist es nur der ältere Bruder Jim, der seine ersten Spottgesänge reimt, aber die verhasste Penny Prosser und ihre Bande sind schon in Lauerstellung. Zum Glück weiß die Lehrerin Rat, und so erfährt Billy vom Geheimnis der Wanderwarzen. Nein, das ist nicht unbedingt eine Geschichte zur Erweiterung sozialer Kompetenzen nach dem Motto "Du musst dich annehmen, wie du bist!". Billy versucht das zwar, indem er seiner Warze einen Namen gibt und "Rosie" vor dem Schlafengehen sogar "Gute Nacht" wünscht - aber letztlich geht es ihm doch nur darum, das Rosie endlich auf Nimmerwiedersehen verschwindet.

Und wenn dabei am Ende auch noch klammheimliche Rachegelüste befriedigt werden können, ist das zwar nicht gerade "political correct", aber ein Lesespaß, dem sich alle im wirklichen Leben stehenden (und leidenden) Kinder nur schwer entziehen können. Allzu bierernst sollte das niemand nehmen, wiewohl das Fazit, das jedes Verspotten auf einen zurückfallen oder gar zurückwandern kann, durchaus von einer gewissen Weisheit zeugt. Ein Lachmuskeltraining jedenfalls, das nicht zuletzt auch dank der großen Satzzeichen und der hinreißenden Illustrationen selbst ungeübteren Lesern den Zugang zum Medium Buch erleichtern helfen sollte.

Verantwortlich für solch liebenswert skurrilen Humor ist ein britisches, vielfach ausgezeichnetes Gespann: Einmal mehr wurde Michael Morpurgo aufs Trefflichste ergänzt durch die gekonnten Federstriche von Tony Ross.Michael Morpurgo (Text), Tony Ross (Bild): Die Sache mit Billys Knie. Erzählung. Aus dem Englischen von Fred Schmitz. Dressler Verlag, Hamburg 2000. 77 Seiten. 14,80 DM. Ab acht Jahren.

Ulrich Karger

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