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Kultur: Der Anstifter

Als er nach Berlin kam, wenige Monate nachdem Helmut Kohl Bundeskanzler geworden war, sollte sich Wolf-Dieter Dube als Generaldirektor der Staatlichen Museen vor allem um die Fertigstellung des Kulturforums kümmern. Dann fiel die Mauer: Plötzlich waren alle Pläne Makulatur, mußten zwei auseinanderstrebende Hälften eines ehemals großen Ganzen wieder zusammengeführt werden.

Als er nach Berlin kam, wenige Monate nachdem Helmut Kohl Bundeskanzler geworden war, sollte sich Wolf-Dieter Dube als Generaldirektor der Staatlichen Museen vor allem um die Fertigstellung des Kulturforums kümmern. Dann fiel die Mauer: Plötzlich waren alle Pläne Makulatur, mußten zwei auseinanderstrebende Hälften eines ehemals großen Ganzen wieder zusammengeführt werden. Eine beispiellose, von heftigen Diskussionen begleitete Aufgabe, die Dube mit Lust und Durchsetzungsvermögen anging.In seiner Studierstube hatte sich der 1934 in Schwerin geborene Kunsthistoriker auch davor nie versteckt. Nach dem Studium volontierte er an den Bayerische Staatsgemäldesammlungen München. Rasch machte er Karriere, zunächst bei der Staatlichen Münzsammlung, dann an der Alten Pinakothek als Referent für Flämische Malerei. 1969 übernahm er, 35jährig, die Leitung der Staatsgalerie für Moderne Kunst, sieben Jahre später wurde er zum stellvertretenden Direktor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen berufen und war unter anderem zuständig für den Bau der Neuen Pinakothek.Die Hartnäckigkeit, die ihn schon damals auszeichnete, hat freilich bisweilen auch bewirkt, daß er mehr Raum beansprucht, als er anderen zuzugestehen bereit ist. Als etwa Wulf Herzogenrath, der designierte Leiter des Hamburger Bahnhofs, seine Vorstellungen durchsetzen wollte, wurde er 1993, noch vor der Eröffnung des Hauses, kurzerhand abserviert. Auch die übrigen Direktoren der 17 Staatlichen Museen hatten unter Dube nicht viel zu melden. Eine Menge geistiges Kapital blieb ungenutzt - wie so oft, wenn Machtmenschen regieren. Doch was steht nicht alles auf der Habenseite von Dubes mittlerweile sechzehn Jahre währender Amtszeit: die Gewinnung der Sammlung Berggruen, die Neubauten für Kupferstichkabinett und Gemäldegalerie am Kulturforum, die Neuordnung der Museumsinsel, der Umbau der Museen in Dahlem - um nur das Wichtigste zu nennen.Heute wird Wolf-Dieter Dube, der soeben den mit 50 000 Franken dotierten Kirchner-Preis der Schweizer Bevenuta-Stiftung erhalten hat, 65 Jahre alt.

ULRICH CLEWING

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