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Volker Gunske schrieb seit 1990 im "Tip" über Film und das Berliner Stadtleben, er war dort bis 2010 Redakteur.

© Jens Berger / tip Bildarchiv

Der Filmkritiker Volker Gunske: Der Schalk, die Melancholie

Erinnerung an den Filmkritiker und Stadtmagazin-Redakteur Volker Gunske, der am 25. Mai viel zu früh gestorben ist, mit nur 54 Jahren.

Er hatte dieses gewisse Lächeln, amüsiert, zugleich gütig, es entsprach seiner Haltung zu Filmen und ihren Schöpfern. Empathie und Distanz, der wache, unbestechliche Blick, trockene Diktion, dazu eine Prise Humor, das prägte die Texte von Volker Gunske. Er war selber so, neugierig, warmherzig, schlagfertig, trotzdem gelassen. Und immer dieser Schalk in den Augenwinkeln – seinen Witz unterschätzte man leicht. Nun ist der langjährige Filmredakteur des Berliner Stadtmagazins „tip“ gestorben, viel zu früh, mit 54 Jahren; an diesem Sonnabend verabschieden sich seine Kollegen und Weggefährten, Freunde und Familie in einer Trauerfeier von ihm. Die Autoimmunkrankheit, die Lebertransplantation, Volker Gunske hat nie den Mut und die Lebenslust verloren, schon gar nicht seinen Witz. Am 25. Mai musste er aufgeben in seinem zähen Kampf gegen die Krankheit. Kino, Stadtleben, Hollywood und die Independents, Europas Autorenfilmer von Kaurismäki bis Lars von Trier, Tykwer, Dresen, Hans-Christian Schmid, Andres Veiel – sein Spektrum war groß. Die Berliner Filmszene hat Gunske seit 1990 solidarisch-kritisch begleitet, in jener Zeit, als der Filmteil des Magazins noch 40 Seiten dick war. Als einer der ersten schrieb er über die X-Filmer, hog die Produzentenregisseurstruppe auf den „Tip“-Titel, als man noch wenig wusste von Dani Levy oder Wolfgang Becker. Als Pionier beim alternativen „Radio 100“ machte er schräge Formate salonfähig und moderierte zuletzt mit dem Dokumentarfilmer Volker Heise („24 Stunden Berlin“, „24 Stunden Jerusalem“) die Meinungsshow „Große Themen, keine Meinung“ bei Radio Eins.

Kino und Fußball, beidem blieb Volker Gunske sein Leben lang treu

Die beiden Jugendfreunde waren nach dem Abitur zusammen aus der niedersächsischen Provinz nach Berlin gekommen, hier gingen sie ihrer Liebe zum Film nach, jeder auf seine Weise. Und neben dem Film blieb Gunske auch dem Fußball treu, als Hertha-Fan mit Dauerkarte.
In seinem „Leningrad Cowboy“-Aufsatz im Kaurismäki-Buch von 2006 (Bertz) schrieb er Gunske über den Stoizismus der Jungs mit den spitzen Schuhen, über „das Dasein in einer unwirtlichen Welt, die Unverbrüchlichkeit der Gemeinschaft“. Zum Schalk von Volker Gunske gehörte immer auch die Melancholie. chp

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