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Kultur: Der folgende Film

„Hotel Nooteboom“: Heinz Peter Schwerfels Hommage an den Schriftsteller auf Reisen

Wo sind wir? Cees Nooteboom läuft langsam einen Weg entlang, irgendwo im Süden, öffnet ein Tor, gibt den Weg frei. Die Kamera zeigt ein leeres Zimmer mit benutztem Bett, einem Hut, Kleidung. Eine Off-Stimme spricht „Dass ich in Portugal war, wusste ich bereits, wenngleich ich am Abend zuvor wie üblich in Amsterdam zu Bett gegangen war...“ – jene berühmte Stelle aus „Die folgende Geschichte“, mit der der Niederländer 1991 auch in Deutschland populär geworden war. Nooteboom sagte einmal von sich selbst, er führe ein „Nomadenleben mit drei festen Weideplätzen“, in den Neunzigern waren das Berlin, Amsterdam und Spanien.

Heinz Peter Schwerfel hat zum 70. Geburtstag des Autors „ Hotel Nooteboom“ gedreht. Der Film rückt behutsam die Romane und Reiseerzählungen Nootebooms in den Mittelpunkt, lässt den Autor selbst und seine Freunde in Frankreich, Deutschland und Ungarn zu Wort kommen. „Hotel Nooteboom“ versteht sich als Film zu Nootebooms Büchern: Er stiehlt dem Leser nicht die Bilder, die er beim Lesen gewonnen hat. Und er gibt den Texten Raum und Zeit. Die Kamera bildet das Gelesene ab – und wenn ein Text zu seinem Ende gekommen ist, wirkt er in einer stillen Sequenz nach. Nooteboom habe Maleraugen im Kopf eines Schriftstellers, sagte der Maler Max Neumann einmal.

Heinz Peter Schwerfel wiederum hat seine Dokumentation wie mit den Augen eines Schriftstellers gedreht. Jede Szene verrät profunde Werkkenntnis. Und wer die Bücher nicht kennt, wird durch diese filmische Anverwandlung – was könnte schöner sein? – animiert, sie zu lesen.

Kulturbrauerei, am Sonnabend in der Urania, am Sonntag im Cinema Paris

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