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Kultur: Der freundliche Herr

Von Dorothea Steineke

Seit einem Jahr arbeite ich in der Sammlung Berggruen. Damals wurde das Aufsichtspersonal der Nationalgalerie privatisiert, und wir Aufseher durften uns ein Museum aussuchen. Ich habe mich für die Sammlung Berggruen entschieden, weil mir die beiden großen PicassoAusstellungen in der Nationalgalerie so gut gefallen hatten. Mich hat aber auch das Haus fasziniert, die kleinen Räume – im Vergleich zur Nationalgalerie eine richtige Puppenstube. Bei unserer Arbeit begegnen wir natürlich auch immer wieder Herrn Berggruen, der stets freundlich grüßt und fragt, wie es einem geht. Über Kunst reden wir allerdings nicht; dafür ist er ein viel zu großer Kenner. Aber er achtet uns, und wir achten ihn. Oft werden wir auch von den Besuchern darauf angesprochen: wie schön das Haus ist, wie toll die Kunstwerke, wie ungewöhnlich die Nähe zum Sammler. Zu seinem 90. Geburtstag wünsche ich ihm vor allem Gesundheit. Und ein großes Dankeschön, dass er uns seine Sammlung zur Verfügung gestellt hat. Für mich ist es wunderbar, alles in nächster Nähe zu erleben und ein Auge darauf haben zu dürfen. Vor allem natürlich auf mein Lieblingsgemälde: ein Frauenbildnis von Picasso aus dem Jahr 1923, das ganz plastisch gemacht ist aus Quarzsand und Bindemittel. Aber es kommt auch immer wieder Neues, oder es wird umgehängt. Langweilig wird einem in der Sammlung Berggruen nie.

Dorothea Steineke ist Aufseherin im Stülerbau (aufgezeichnet von Nicola Kuhn).

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