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Kultur: Der griechische Kavalier

Leonidas Kavakos bei den Philharmonikern.

Nein, ein Neuling ist Leonidas Kavakos wahrlich nicht mehr. 1991 war er der erste, der die Originalfassung von Sibelius’ Violinkonzert einspielte, mit dem gleichen Stück war der griechische Geiger 2003 auch erstmals bei den Berliner Philharmonikern zu Gast. Jetzt ist er deren „Artist in Residence“ für die aktuelle Saison. Aber beim ersten gemeinsamen Auftritt im Kammermusiksaal muss sich Kavakos offenbar erst aufwärmen. Ungefähr, unbestimmt, schüchtern ist sein Spiel in Strawinskys Septett von 1952. Das ist schade, liegt hier doch das faszinierende Dokument einer späten Anverwandlung vor. 70 Jahre war Strawinsky alt, als er sich mit diesem Septett doch noch der Zwölftontechnik seines Antipoden Schönberg zuwandte und seriell komponierte. Das hätte man gerne deutlicher herausgehört.

Völlig anders die Stimmung bei Henri Dutilleux und dessen zweisätzigem „Les Citations“ (1985). Der Titel ist in der Tat ein „Zitat“, Dutilleux wollte seinen Tenorfreund Peter Pears ehren und ließ das Stück um dessen Lieblingston, das eingestrichene E, kreisen. Auf dem Podium: Cembalo, Oboe, Kontrabass und Schlagzeug. Welch irritierende, inspirierende Kombination, die verführerische Farbmischungen ermöglicht, vor allem mit Christoph Hartmanns elegischer, weit ausschwingender Oboe. Überhaupt sind es die Holzbläser, die Akzente setzen – auch im zweiten Septett des Abends, dem von Beethoven, in dem Wenzel Fuchs der Klarinette einen samtig schimmernden Klang entlockt. Und auch Kavakos’ Qualitäten treten jetzt voll zutage. Mit zart-silbrigem Strich eröffnet er den ersten der sechs Sätze, die Philharmoniker spielen sich die melodischen Einfälle mit ansteckender Freude zu. Spätestens hier zeigt sich: Kavakos ist ein Teamplayer, der nicht dominieren will, sich aber trotzdem nicht in Innigkeit verliert, sondern immer auf Wirkung bedacht ist. Sympathisch. Udo Badelt

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