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Kultur: Der Handfeger

Von Sigitas Parulskis

Am Bestattungsinstitut steht ein Auto

mit offener Tür, ein Mann, um die vierzig, kehrt

mit einem Handfeger aus dem Laderaum welkes

Laub von Kränzen, Tannennadeln

Blütenblätter, mit kraftvollen Schwüngen, bemüht

auch jene atmosphärischen

Partikel zu packen, die vom Geruch

der letzten mitgefahrenen

Leiche haften blieben.

Danach fährt er nach Hause, bringt seine Kinder in den Zoo

oder lädt Obst und Gemüse ein im Großmarkt

am Stadtrand, räumt sein Werkzeug hinein, leere

Bierflaschen zur Rücknahme, und danach

kehrt er wieder aus durch die offene Tür.

Ich stieg auf einen Hügel und dachte nach über Besen

und Abfall: Es wird ja immer sowohl das eine

als auch das andere geben, stets werden wir Besen sein

und Abfall sein, selbst wenn wir lebten, ohne Gott,

den Barmherzigen, zu erzürnen –

mir fiel das Gedicht des Amerikaners Randall Jarrell ein

das Radauskas gefiel:

Aus der Kanzel des Bombenflugzeugs spült man mit dem Schlauch

die Überreste eines Schützen.

Aus dem Litauischen von Claudia Sinnig

Der Litauer Sigitas Parulskis, 1965 in Obeliai geboren und Träger des Nationalpreises, liest am 6.9. im Rahmen der Poetry Night (HdBF, 19 Uhr).

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