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Kultur: Der Himmel über L.A.

Der Film, der Fall wäre kaum der Rede wert, wenn Brad Silberlings "City of Angels" nicht ein Hollywood-Remake wäre von Wim Wenders und Peter Handkes "Himmel über Berlin" - und wenn diese Adaption nicht dieses Frühjahr in den amerikanischen Kinos "Titanic" als Kassenknüller abgelöst hätte.Wenders Odyssee durch das mauergeteilte, winterliche Berlin der späten achtziger Jahre, wo der greise Curt Bois noch ein spökenkiekerischer Penner, Schläfer, Träumer namens Homer war und in der Wüstenei des damaligen, ehemaligen Potsdamer Platzes residierte, diese irdisch himmlische Stadtballade ist nun, von allen Abirrungen, Höhenflügen und Untergründen befreit, in eine klar kalkulierte Story verwandelt worden.

Der Film, der Fall wäre kaum der Rede wert, wenn Brad Silberlings "City of Angels" nicht ein Hollywood-Remake wäre von Wim Wenders und Peter Handkes "Himmel über Berlin" - und wenn diese Adaption nicht dieses Frühjahr in den amerikanischen Kinos "Titanic" als Kassenknüller abgelöst hätte.Wenders Odyssee durch das mauergeteilte, winterliche Berlin der späten achtziger Jahre, wo der greise Curt Bois noch ein spökenkiekerischer Penner, Schläfer, Träumer namens Homer war und in der Wüstenei des damaligen, ehemaligen Potsdamer Platzes residierte, diese irdisch himmlische Stadtballade ist nun, von allen Abirrungen, Höhenflügen und Untergründen befreit, in eine klar kalkulierte Story verwandelt worden.Der Plot: Überirdischer verliebt sich in Erdenwesen, ein Engel, männlich, schön und unsterblich, begehrt eine Frau, so menschlich wie sterblich.Bei Wenders und seinem oft etwas verstiegenen Drehbuchautor Peter Handke wurde dieser Engel von Bruno Ganz verkörpert: als melancholisch versonnener Mannesgeist, der sich in einem Berlin, das neben vielen anderen Geistern auch Peter Falk alias Columbo durchstreifte, in eine französische Zirkusartistin verguckte.Jetzt, im sonnendurchfluteten Los Angeles (dem ursprünglich spanischen Namen nach tatsächlich: die Stadt der Engel), ist alle Metaphysik dem amerikanischen Credo vom free way for a free will gewichen.Nicolas Cage hüllt seinen Engel in den vampirhaft schwarzen Mantel des Todesboten, der auf der medizinischen Intensivstation der blonden Meg Ryan als Doktor Rice begegnet.Eine Frau, die voller Passion am offenen menschlichen und nunmehr auch engelhaften Herzen operiert.Da nämlich hat Nick sich aus Liebe und jenem hymnisch beschworenen freien Willen vom Skyscraper in Downtown L.A.gestürzt, um endlich ein Mann und Sterblicher zu werden.Auf dem Höhepunkt ihres ersten Honeymoons aber verunglückt die reizende Meg - und Erich Segals "Love Story" läßt melodramatisch grüßen.Das Finale: Nick geht ins Wasser, versinkt in den pazifischen Fluten, seiner verlorenen Liebsten zu folgen, und die Engel am Ufer lächeln als Wächter eines neuerlich Ewigen Lebens.Früher nannte man dies: eine optimistische Tragödie.Dazu schluchzen und jubilieren die Geigen - denn die Liebe ist eine Himmelsmacht und das Geschäft mit der irdischen Religion in den USA nunmehr auch ein Fall für Hollywood.Wer sich Silberlings Film aber nur einen Moment lang ohne den orchestralen Ohrenschmalz denkt und noch Augen hat, der sieht einen sympathischen, aber stereotypen Hauptdarsteller, in dessen ewig traurigem Blick auch Glanz und Elend dieser Schmonzette begraben sind.

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