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Kultur: Der Improvisierer

Freigeist und Vaterfigur des Ost-Jazz: dem Saxofonisten Ernst-Ludwig Petrowsky zum 80.

Der Mann ist Lakoniker, sein Humor staubtrocken, eher ein Schweiger als ein Schwätzer, sagt nur, was gesagt werden muss. Mecklenburger eben, am 10. Dezember 1933 in Güstrow geboren. Knorrig, das wäre ein charakterisierendes Wort, wenn das nicht viel zu hölzern, unflexibel klänge. Doch Ernst-Ludwig Petrowsky, den Freunde und Kollegen nur „Luten“ nennen, ist ein extrem beweglicher Musiker. Nicht nur am Rohrblatt, bei der Wahl seiner Auftrittsorte (da ist vom Jazzfestival Montreux in der Schweiz bis zur Wagenburg Lohmühlenbrücke in Treptow alles dabei), sondern im Hirn und im Herzen. Der Saxofonist, Klarinettist und Flötist ist der dienstältete Freejazzer der DDR oder, anders gesagt, der Pionier der improvisierten Musik des Osten. Er selber hat seinen prägenden Stil vor ein paar Jahren bei einem Treffen mal „volkstümlichen Freejazz ohne elitäre Attitüde“ genannt und in der Tat kann Petrowsky, wenn er will, durchaus auch die harmonische Komposition.

Seit den Fünfzigern schon, als der Kaufmannssohn Petrowsky, der sich Saxofon beibrachte, weil er mit Geigenunterricht nichts anfangen konnte, begann in Jazzformationen zu spielen. Zur Individualistenmusik hat es für ihn nie eine Alternative gegeben. Als Jugendlicher lernt er Jazz als befreiende Musik der Befreier kennen und bleibt ihr im Manfred Ludwig Sextett, bei Synopsis, dem Zentralquartett, bei „Jazz Lyrik Prosa“, der George Cruntz Concert Jazz Band und unzähligen weiteren Formationen bis heute treu. Petrowsky konzertiert auch zu DDR-Zeiten in West-Europa, den USA und Asien, macht nach der Wende einfach so weiter und erhält 1997 den Deutschen Jazzpreis. Das Jazzfest Berlin hat dem in Bohnsdorf lebenden Musiker im November schon mit einem Jubiläumskonzert zum 80. Geburtstag gratuliert. Mitgespielt haben außer dem Jubilar selbst Leute wie Conny Bauer, Ulrich Gumpert, Günter Baby Sommer und Uschi Brüning. Die führende Jazzsängerin des Ostens steht seit 1983 mit Petrowsky auf der Bühne. 2010 hat das Duo den Europäischen Jazz-Preis erhalten. Seit 20 Jahren vereint als Ehepaar und vereint in der Liebe zum Jazz. Gunda Bartels

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