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Kultur: Der irdische Engel

Zum Tod der Schauspielerin Solveig Dommartin

Keine große Filmografie. Kein sich entfaltendes, verzweigendes, irgendwohin mündendes Künstlerleben. Vielmehr tritt da jemand ins Licht, in ein anderweitiges, und verlässt es wieder. Ein Zirkusspot, ein Verfolgerscheinwerfer nur, sehr plötzlich erfasst er jemanden und spielt den Begleiter und erlischt. Und doch bleibt da etwas für immer.

Solveig Dommartin, geboren 1958 in Paris, erst an Theatercompagnien als Schauspielerin tätig, dann Assistentin von Jacques Rozier, betritt die Kinogeschichte als Geschöpf (und Geliebte) von Wim Wenders. Erst ist sie seine Mitarbeiterin am Schnitt des Dokumentarfilms „Tokyo-Ga“ (1985), sechs Jahre später entwickelt sie mit ihm die Geschichte von „Bis ans Ende der Welt“ (1991) und spielt in dieser mysteriösen Sci-Fi-Thrillerromanze eine Frau, die einen Mann liebend verfolgt. Unsterblich aber wird sie 1987 in „Der Himmel über Berlin“, worin sie eine Zirkusartistin spielt, einen Engel mit Pappflügeln hoch oben auf dem Trapez. Und so unwiderstehlich ist sie, dass aus lauter Liebe zu ihr ein echter Engel seine Unsterblichkeit aufgibt. Bruno Ganz spielt ihn, er stürzt voller Glück auf die Erde, beginnt zu leben und die Welt in unseren vergänglichen Farben zu sehen.

Anfang der Neunziger trat Solveig Dommartin fast unbemerkt aus dem seltsam überhellen Licht des Kinos. Jetzt ist sie in Paris gestorben, bereits am 11. Januar, wie ihre Familie mitteilt; an einem Herzinfarkt. jal

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