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Kultur: Der Kriegsschauplatz der Geschlechter

Liebe ist Utopie, Ehe die Wirklichkeit.Und beides sind zwei Seiten einer Medaille.

Liebe ist Utopie, Ehe die Wirklichkeit.Und beides sind zwei Seiten einer Medaille.Annähernd gleichzeitig und mit zum Teil identischen Darstellern hat Rudolf Thome darüber zwei Filme gedreht, die - ja, was? Sich aufheben? Sich widersprechen? Sich ergänzen? Man erinnere sich: "Tigerstreifenbaby wartet auf Tarzan", vor einem Monat in den Kinos angelaufen, schilderte eine utopische ménage à trois im uckermärkischen Wunderland, einen Mann glücklich zwischen zwei Frauen."Just married", das Pendant dazu, demontiert den Wunsch nach harmonischer Beziehung auf schnellstmöglichem Wege.Schon in der Hochzeitsnacht am italienischen Sandstrand ist klar, daß die Ehe zwischen der Kinoerbin Frangipani und dem Kinogründer Friedrich alltäglicher Kriegsschauplatz der Geschlechter sein wird.

"Sonne, Mond und Sterne" hat sich die noch sehr junge Frangipani von ihrem wesentlich älteren Freund vor der Hochzeit gewünscht.Ein himmelhoher Wunsch, der nur allzu schnell in bittere Erkenntnis mündet."Ich hasse dich" steht ein Jahr nach der Hochzeit mit Lippenstift am Badezimmerspiegel, und Frangipani, die zupackende, idealistische junge Ehefrau mutiert zur zickigen Xanthippe.Was nicht zuletzt daran liegt, daß sich ihr Märchenprinz sehr schnell als Loser erweist.Noch während sie in der Hochzeitsnacht das Zelt aufbaut, hat er den Wagen schon in den Sand gesetzt.Festgefahren ist auch die Beziehung, die von Anfang an auf Lügen baut: "Schwöre mir, daß du vier Wochen nicht an Kinozahlen denkst" - "Schwöre mir, daß du mich liebst, auch wenn ich Dinge tue, die dir nicht gefallen".Zwei Meineide mit Folgen.

Die Stationen sind vorhersehbar: Ehe, Flitterwochen, erstes Kind, zweites Kind.Zwischendrin stirbt der Vater, und der Mann geht fremd.Was neu an dieser so alltäglichen Geschichte ist, ist der bittere Ton, mit der nicht der untreue Mann, sondern die allzu starke Frau attackiert werden."Die Unterdrückung des Mannes in der Ehe" ist Thomes politisch unkorrektes Thema, das er selbst durchaus als Tabubruch, aber auch als Beschreibung der Wirklichkeit versteht: "Alle Frauen, die ich kenne, haben die Männer mies behandelt, sobald die Kinder da waren".Die erfolgreiche Emanzipation der Frau macht nun ein Schutzprogramm für Ehemänner erforderlich.Denn Ehe ist ein Machtspiel, meint Thome.Und die liebliche Frangipani (Laura Maori Tonke) hat in dieser Ehe die Hosen an, soviel ist klar von der Minute an, als sie mit entschiedenem Wurf den Minicomputer ins Meer wirft, mit dem ihr Ehegespons verbotenerweise Kontakt zur Kinowelt aufnahm.Friedrich ist ihr hilflos ausgeliefert, schon bevor er sich durch einen Sturz von der Klippe für den Rest der Flitterwochen bewegungsunfähig macht.Schritt für Schritt wird er zurückgedrängt: Zum Schlafen in die Besenkammer, zum Wickeln ins Kinderzimmer, und schließlich aus dem Haus.Sicher, er hat sie betrogen und damit die alte Tradition fortgesetzt, nach der Verfehlungen in der Ehe mit zweierlei Maß gemessen werden.Doch das wirkliche Unrecht ist, daß sie sich einen Geliebten nimmt, während er das Kind betreut.

Herbert Fritsch gibt sich mit einer Engelsgeduld in die undankbare Rolle des ehelichen Losers und setzt gerade dadurch die energische Frau ins Unrecht.Und das Ende, das Thome durchaus als "Happy end" versteht, ist ein bitteres Eingeständnis.Denn: Ehe gerettet, Leben zuende, heißt es, wenn Frangipani mit einem gezielten Wurf den Pager mit der Botschaft der Geliebten im Lietzensee versenkt hat."Und jetzt gehen wir zu den Enten" erklärt die selbstbewußte Mutter, während er den Kinderwagen schiebt.Keine Utopie, sondern ein Alptraum.

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CHRISTINA TILMANN

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