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Kultur: Der lange Weg nach Hause

Steve Winwood im Tempodrom

Es ist nicht besonders voll im Tempodrom, fast familiär. Die Band im engen Halbkreis: kleines Schlagzeug, Tenorsaxofon, Percussionist mit Congas, Bongos, Becken und allerlei Zischelzeug, dazu ein Telecaster-Gitarrist. Nur die HammondB3 ist noch unbemannt. Aber da kommt er schon im Baumwollhemd über Bluejeans, freundlich lächelt Steve Winwood über den tosenden Empfang. Und orgelt los: angejazzt swingenden R&B, cool, lässig, und steppt dazu Basslinien in die Pedale. Mit kräftiger, emotionsgeladener Soul-Stimme singt er „Different Light“ aus dem Jahr 2003. Und schließt gleich an mit „I’m a Man“ von 1967, seinem letzten großen Hit mit der Spencer Davis Group, bei der er als Fünfzehnjähriger angeheuert hatte und an deren Erfolg er maßgeblich beteiligt war.

Heute findet er genau die richtige Mischung zwischen alt und neu. Etliche Songs stammen vom exquisiten jüngsten Album „9 Lives“, dazwischen weite Rückblenden in höchst kreative und erfolgreiche Jahre. „Can’t Find My Way Home“ aus seiner Zeit mit Eric Clapton und Ginger Baker 1969 allerdings missrät bizarr – als würde jeder Musiker in einer anderen Tonart spielen. Kurz schauen sie sich irritiert an, dann ziehen sie es ungerührt durch. Das Publikum stört sich nicht dran. Der Rest ist makellos und mitreißend, auch die Stücke aus dem Repertoire von Traffic, mit denen Winwood zwischen 1967 und 1974 die herausragenden „Dear Mr. Fantasy“ oder „The Low Spark Of High Heeled Boys“ gemacht hatte. „Light Up Or Leave Me Alone“ ist eine Hommage an Jim Capaldi, Winwoods Mitstreiter bei Traffic, der 2005 gestorben ist. Nach zwei kurzweiligen Stunden mit einem dutzend lang ausgespielter Songs ist „Gimme Some Lovin’“ eine letzte Rückblende zur Spencer Davis Group. Ziemlich lang her: Winwood, das ehemalige Wunderkind, ist 62. Und seine Konzerte sind immer noch ein Vergnügen. H. P. Daniels

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